aspekt_08_2024_DS
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WIRTSCHAFT
IM OSTEN
08
2024 € 3,50
ISSN 2190–4464
MAN LERNT
NIE AUS ...
WIRTSCHAFTSMAGAZIN
AUS UND ÜBER
SACHSEN-ANHALT
08 · 2024
2
08/2024
BILDNACHRICHT
Es sieht aus, wie ein kleines Märchenschloss am Elbufer.
Doch in den zurückliegenden Jahren wurde ihm übel mit-
gespielt, bis schließlich ein Brand scheinbar das endgül-
tige Aus bedeuten sollte.
Doch inzwischen haben sich Investoren gefunden, die
Hofnung schöpfen, dem Magdeburger Buckauer Schöpf-
werk, so die ofizielle Bezeichnung, wieder Leben einhau-
chen zu können.
Das Schöpfwerk entstand im Jahr 1905 am Ostufer der
Elbe. Bis zum Bau dieses im Volksmund auch Mäuseturm
genannten Gebäudes hatte das gegenüber auf der West-
seite der Elbe gelegene Wasserwerk Buckau das für die
Stadt Magdeburg als Trinkwasser benötigte Elbwasser
auch vom Westufer entnommen. Wegen der schlechter
werdenden Wasserqualität des Elbwassers wurde das
Wasser ab 1905 dann auf der Ostseite entnommen. Die
Wasserqualität auf der rechten Elbseite erwies sich als
besser. Um das Wasser vom rechtsseitigen Schöpfwerk
zum linksseitigen Wasserwerk zu transportieren, wurde
eine Dükerleitung mit einem Durchmesser von einem Me-
ter unter der Elbe verlegt.
Ab 1963 diente das der Elbe entnommene Wasser nicht
mehr als Trinkwasser, sondern nur noch als Brauchwas-
ser. Bereits seit 1932 wurde ein erheblicher Anteil des
Magdeburger Trinkwassers aus der nördlich von Magde-
burg gelegenen Colbitz-Letzlinger Heide herangeführt. Im
Oktober 1990 wurde das Wasserwerk Buckau stillgelegt.
Foto: aspekt
Ein Schöpfwerk
schöpft Hofnung
08/2024
3
EDITORIAL
„Man lernt nie aus ...“. Diesen Satz
spricht man meist still vor sich hin,
wenn sich eine neue Erkenntnis plötz-
lich eröfnet. Das Alter spielt da kei-
ne Rolle, und selbst wenn man über
Erfahrung verfügt, stellt sich heraus,
dass es noch Besseres gibt, von dem
man vorher nichts wusste.
hat in dieser Ausgabe das
Tema Fachkräfe kritisch beleuchtet,
auch die Berufsorientierung und Aus-
bildung junger Leute. Da wird sehr viel
getan, aber trotzdem scheint der Be-
darf unstillbar.
Die einzige Lösung scheint zu sein,
Arbeitskräfe aus dem Ausland zu holen.
Unisono klingt es aus der Wirtschaf
und Politik: Ohne gesteuerte Berufszu-
wanderung steht wir in Kürze vor dem
Aus. Aber so of dieses Argument auch
wiederholt wird, entsteht daraus nicht
unbedingt alleinige Wahrheit.
Richtig ist, dass ein Bedarf an be-
rufich versiertem Nachwuchs wie an
erfahrenen Fachkräfen besteht. Ob es
aber nicht sehr viel günstiger wäre, die
Reserven, die bei uns im Land schlum-
mern, zu wecken, als in anderen Län-
dern Bedarfslücken zu reißen, mag
sich jeder selbst beantworten.
Auch in Thailand oder Vietnam
braucht man qualifizierte Pflegekräf-
te. Die Lösung kann nicht sein, die
eigenen Probleme auszulagern. So
wurde und wird es immer gemacht.
Ob Grundstoffe für Medikamente, T-
Shirts oder Plastik-Spielzeug. Warum
etwas selbst machen, wenn man es von
anderswo billiger bekommt. Das gilt
offenbar auch für die Ware Arbeits-
kraft.
In der Schweiz arbeiten zahllose deut-
sche Ärzte, weil sie dort mehr verdienen.
In Deutschland sucht man händerin-
gend nach Hausärzten oder Psycho-
therapeuten. Solche Verschiebungen
verursachen wir ebenfalls, wenn Kraf-
fahrer aus Polen oder Pfegekräfe aus
Vietnam unter teilweise schwierigen
Bedingungen für uns arbeiten.
Die Anreize für ältere Arbeitnehmer
zu schafen, ein paar Jahre dranzuhän-
gen, wenn die Gesundheit es zulässt,
wäre allemal besser, als sie nach leeren
Flaschen in Abfallbehältern suchen zu
lassen. Es muss sich lohnen, länger zu
arbeiten, als man unbedingt muss. Die
Aufgabe der Politik ist, die Rahmenbe-
dingungen dafür zu schafen, und die
Aufgabe der Wirtschaf, die Arbeitsbe-
dingungen entsprechend zu gestalten.
Dann könnte etwas passieren, woran
ofenbar niemand mehr glaubt: Arbeit
macht Spaß und bietet Erfüllung.
Natürlich bedeutet das, wieder zu ler-
nen, Neues anzunehmen. Älteren muss
die Chance gegeben werden, sich das
anzueignen und die Voraussetzungen
dafür müssen bestehen.
Diese Erkenntnis ist ofenbar so un-
gaublich, dass vermutlich viele den
Kopf schütteln und meinen: Schau einer
an, man lernt nie aus.
Viel Spaß beim Lesen wünscht …
Rolf-Dietmar Schmidt
Chefredakteur und Herausgeber
Aboservice:
Tel. 0391 25 85 75 11
abo@aspekt-magazin.de
Redaktion:
Tel. 0391 25 85 75 11
redaktion@aspekt-magazin.de
ist eine Publikation
des Herausgebers
Rolf-Dietmar Schmidt
Rolf-Dietmar Schmidt
Chefredakteur und Herausgeber
Arbeit macht Spaß
4
08/2024
INHALT
08
Borussia-Denkmal
erneuert
06
24
20
Foto des
Monats
Vogelneser
melden
Gewächshaus
für Kinder
09
Spielzeitauftakt
mit „Onkel Werner“
08/2024
5
Flößercamp
an der Elbe
42
38
44
Imposantes
Gradierwerk
Atomkraftwerk auf
dem Mond
Editorial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
Leserbriefe/Sonstiges . . . . . . . . . . . . . . 6
Kolumne: C’est la vie . . . . . . . . . . . . . . . 7
SACHSEN-ANHALT AKTUELL
Wasser für Zernausee . . . . . . . . . . . . . . . 8
Turmführung Naumburger Dom . . . . . . . . . 9
Solarzellen-Recycling . . . . . . . . . . . . . . . 9
TITELTHEMA
Wie groß ist die Fachkräftenot wirklich?. . . . 10
Handwerker nach wie vor gesucht . . . . . . . 12
Bezahltes Praktikum für Grüne Berufe . . . . . 13
parentum – Berufswahlmesse auch
für Eltern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
AGENTUR FÜR ARBEIT
Entscheidung gut vorbereitet . . . . . . . . . . 14
Azubis bleiben in der Heimat. . . . . . . . . . . 18
WIRTSCHAFT
Digital beim Heilen helfen . . . . . . . . . . . . 16
Gastkommentar:
Sackgasse Bildungskapital. . . . . . . . . . . . 19
Wasser stärker zurückhalten. . . . . . . . . . . 21
Vier-Tage-Arbeitswoche? . . . . . . . . . . . . . 21
NATUR UND UMWELT
Der Weiße Hai und seine Verwandten . . . . 22
Nester melden . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
Kranke Olivenhaine . . . . . . . . . . . . . . . 25
HARTE FAKTEN
Elementarversicherungen
in Frankreich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26
ENERGIE
Austausch zur Wärmeplanung . . . . . . . . 28
LENA-Tipp . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29
STADTMARKETING-KAMPAGNE
„otto ist transformation“ . . . . . . . . . . . . . .30
WISSENSCHAFT
Neptunium-Spikes zur
Umweltforschung . . . . . . . . . . . . . . . . 34
Beton aus Bakterien . . . . . . . . . . . . . . . 36
GESUNDHEIT
Hitzebeschwerden sind
kein Spaß . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40
Zucker schadet dem Gehirn . . . . . . . . . . . 41
GANZSEITENFOTO
Schöpfwerk schöpft Hofnung . . . . . . . . . . 2
Blick nach Frankreich . . . . . . . . . . . . . . 26
Imposantes Gradierwerk . . . . . . . . . . . . 38
KULTUR
Imposantes Gradierwerk . . . . . . . . . . . . 38
AUSLAND
Atomkraftwerk auf dem Mond . . . . . . . . 44
IMPRESSUM . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46
ASPEKT-VORSCHAU . . . . . . . . . . . . . . 46
Ausgabe 08/2024
Man lernt nie aus ...
6
08/2024
aspekt 07-2024, Seite 7
Wahrheit ist nur ein Zwischenstopp
Schöne Pointe
Schön, dass aspekt eine lustige Pointe zum
Schluss gefunden hat, damit man ja nicht
anfängt, über das Thema ernsthaft nachzu-
denken. Wir leben in einer Zeit, in der die
Wahrheit praktisch keinen Platz mehr hat.
Jeder hat seine eigene Wahrheit und beharrt
darauf. Wenn allen klar würde, dass sie die
Wahrheit nicht gepachtet haben, wie es so
schön im Volksmund heißt, dann könnten wir
sicher eine Menge Probleme in dieser Welt
lösen. Aber wie hat Epimenides gesagt: „Alle
Kreter sind Lügner“, obwohl er selber ein
Kreter war. Das sollte man jedem Politiker auf
die Visitenkarte schreiben.
Kerstin Schillmeyer, Schönebeck
aspekt 07-2024, Seite 10f
Europa – Ode an die Freude oder
stiller Abgesang?
Grundgedanken vergessen
Die Europäische Union in ihrer jetzigen Form
hat nichts mehr mit dem Grundgedanken
ihrer Gründung zu tun. Als Wirtschaftsunion
ins Leben gerufen, mit dem Gedanken, dass
über die Wirtschaftsharmonisierung auch
die politische Harmonisierung gelänge, ist
sie zu einem eigenständigen politischen
Organ geworden, das – oft entgegen der
Interessen seiner Mitglieder – auch eine
eigenständige Politik betreibt. Das Parla-
ment ist praktisch machtlos, die Kommission
ein bürokratisches Monster, die entschei-
denden Staatslenker beäugen sich in ihren
Beschlussrunden argwöhnisch. Eine Union
sieht anders aus.
Dr. Florian Gessner, Potsdam
LESERBRIEFE / VERMISCHTES
Leserbriefe
Foto: IMG
aspekt 07-2024, Seite 10f
Europa – Ode an die Freude oder
stiller Abgesang?
Gar nicht still
Ganz klar Abgesang, aber kein stiller. Zwei
Beispiele: Bayreuther Festspiele. Dem
Schöpfer der Europa-Hymne will keiner mehr
zuhören. Die europäische Politik meidet
den Festspielort. Oder: Der Inhaber der
Ratspräsidentschaft macht eigene (richtige)
politische Schritte, obwohl die machtlose
EU-Kommission droht. Der Europäische
Rechnungshof präsentiert eine Studie zum
Wasserstoff, aus der hervorgeht, dass die
benötigten Mengen nicht beschafft werden
können. Die deutsche Bundesregierung
beschließt eine Wasserstoffstrategie. Wenn
so viel Uneinigkeit kein Abgesang sein soll,
was dann?
Andreas Barth, Magdeburg
aspekt 07-2024, Seite 44
Europa droht die
Bedeutungslosigkeit
Begrifserfinder
Ihr Beitrag in der Rubrik Ausland ist eigentlich
die Antwort auf die Titelfrage. Europa hat in
seiner postkolonialen Arroganz eigentlich da-
von gelebt, dass die Emanzipation der Staaten
der sogenannten „Dritten Welt“ noch nicht
stattgefunden hatte. Man beachte schon die
Begriflichkeit „Dritte Welt“. Welche waren die
erste, und welche die zweite Welt? Sprache ist
sehr viel mehr als nur die Aneinanderreihung
von Buchstaben. Und mit Sprache werden wir
permanent in unserem Denken beeinflusst.
Nur, wer erfindet solche Begrife, die das klare
Denken verhindern? Die Medien? Die Politiker?
Gibt es irgendwelche Leute in den Hinterzim-
mern, die sich soetwas ausdenken? Vermutlich
ist es von allem etwas. Vielleicht sollte aspekt
mal eine Begrifsuntersuchung starten, für
„Schwarze Null“, oder „Klima-Aktivisten“, warum
man Fake News statt Lügen sagt.
Dirk Seltag, Stendal
Die Kuranstalt Jungborn war eine Kuranstalt, die 1896 im Tal der Ecker bei Stapelburg
von Adolf Just gegründet wurde. Sie gilt als Deutschlands erste und größte Natur-
heilanstalt. Die Einrichtung diente bis zum Zweiten Weltkrieg für Kuren und wurde
anschließend für ähnliche Zwecke weitergenutzt. Wegen ihrer Nähe zur Innerdeut-
schen Grenze wurde die auf dem Gebiet der DDR liegende Anlage Anfang der 1960er
Jahre aus Gründen der Grenzsicherung komplett beseitigt.
FOTO DES MONATS
08/2024
7
KOLUMNE
Sehr wohl wird allerdings begrifen,
dass damit die Anstrengung verbunden
wäre, mehr Interesse an dem vermittel-
ten Schulstof zu zeigen, ja unter Um-
ständen sogar noch eigenen Aktivitäten
zu entfalten. Damit setzt automatisch
der für diese Fälle bei einer gewissen
Gruppe von Schülern vorhandene Ab-
wehrmechanismus ein, und der gut
gemeinte Ratschlag wird auf den da-
für vorgesehen Müllhaufen der Alten-
weisheiten verbannt. Das büfeln von
Vokabeln und Grammatik für Fremd-
sprachen ist dabei nicht ausgenommen,
obwohl es mitunter recht unmittelbar
der Verbesserung des Einkommens
dienen kann.
Dieser Zusammenhang wurde mir
kürzlich schlagartig klar, als ich auf
dem Flughafen meinen Kofer in Rich-
tung des Bushaltepunktes wuchtete.
Da saß direkt am Flughafenausgang
ein junger Mann mit einer Gitarre auf
dem Boden, hatte vor sich einen alten
Schlapphut liegen und sprach die eilen-
den Fluggäste an. Als ich mich ihm weit
genug genähert hatte, sah er mich mit
klugen, hellblauen Augen an und fragte,
ob ich denn für ihn nicht zwanzig oder
dreißig Cent hätte. Er sprach akzentfrei
Hochdeutsch, lächelte freundlich auf-
munternd und streckte mir die nach
oben geöfnete, empfangsbereite Hand
entgegen.
Ich kramte unbeholfen in meinen
Taschen nach Münzen, denn solche
Fragen verunsichern mich, hinterlas-
sen immer den Anfug eines schlechten
Gewissens, dass ich weder mir noch an-
deren erklären kann. Gibt man zu viel
oder zu wenig? Ist es überhaupt richtig,
zu reagieren oder müsste man eigent-
lich nicht selbst dort sitzen?
Doch noch ehe die Diskussion mei-
ner Selbstzweifel mit mir beendet war,
hörte ich aus seinem Munde in füssi-
gem Englisch die Frage „Do You have
got twenty or thirty Cents for me?“
Das hatte ich noch nicht erlebt, auf
diese Weise zweisprachig für das per-
sönliche Einkommen zu sorgen. Und
während die Verblüfung noch wirk-
te, klang es bereits „Avez-vous dix ou
vingt cents pour moi?“
Abgesehen davon, dass sich der Preis
im Französischen plötzlich verringert
hatte, ließ ich nun enorm beeindruckt
einen ganzen Euro in den alten Hut
wandern. Der junge Mann nickte, als
ob er das erwartet hätte, und bedankte
sich wiederum dreisprachig.
Hier wurde mir mit ganz einfachen
Mitteln klar gemacht, dass wir trotz al-
ler gegenwärtigen Schwierigkeiten in
Europa angekommen sind. Not macht
ofenbar nicht nur erfnderisch, son-
dern fördert auch Sprachbegabungen.
Noch hat sich das nicht auf die griechi-
sche und spanische Bitte um ein paar
Cents ausgedehnt, aber das dürfe nur
eine Frage der Zeit sein.
Wie schwierig wäre es noch vor etli-
chen Jahren gewesen, mit unterschied-
lichen Währungen im Hut zu hantieren.
Die Briten haben das zwar noch nicht
begrifen, aber immerhin, Cents gibt es
dort auch.
Wie dem auch sei: Der junge Mann
am Flughafen hat bewiesen, dass sich
Bildung und Sprachkenntnisse in ba-
rer Münze auszahlen. Ob seine Eltern
den Satz vom Lernen und „einmal was
werden“, falls sie ihn einst gesagt haben,
auch so gemeint hatten, würde mich
schon interessieren. Aber zum Umkeh-
ren war es zu spät, weil der Bus schon
anruckte. Schade, c’est la vie.
C’est la vie
Der Zusammenhang zwischen Bildung und späterem finanziellen Auskommen der Kinder wird
von um den Nachwuchs besorgten Eltern mit dem oft gehörten Sätzen verdeutlicht: „Lerne fleißig,
damit aus Dir mal was wird. Schließlich soll es Dir einmal besser gehen, als uns.“ Meist bleibt
denen, an die die mahnenden Worte gerichtet sind, der Sinn difus. Was heißt eigentlich „was
werden“? Und was ist man dann, ein besserer Mensch?
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08/2024
SACHSEN-ANHALT AKTUELL
In den Vorjahren waren die Zuflüsse
aus dem Mühlengraben für den Zern-
ausee im Genthiner Ortsteil Mützel
im Landkreis Jerichower Land im-
mer geringer. Das als Angel- und Ba-
degewässer genutzte Biotop drohte
auszutrocken.
Durch den Einbau einer so genannten
Sohlgleite unterhalb des Zulaufs soll
dieses Problem nun der Vergangenheit
angehören. Das quer zur Strömung
errichtete Bauwerk verlangsamt den
Wasserfluss, wodurch der Wasserspie-
gel im Mühlengraben steigt und der
Zufluss in Zernausee verbessert wird.
Der rund 6,7 Kilometer lange Müh-
lengraben Mützel, auch Torfschiff-
fahrtskanal genannt, ist Ende des 18.
Jahrhunderts zum Transport von Torf
gebaut worden.
Zusätzlich zum verbesserten Was-
serzufluss in den Zernausee soll die
Sohlgleite auch die Wanderung von Fi-
schen und anderen wirbellosen Tieren
innerhalb des Mühlengrabens und in
den Zernausee ermöglichen.
Der Wiederaufau des Borussia-Denk-
mals im Herrenkrugpark ist weitgehend
beendet. Das historisch bedeutsame
Denkmalensemble besteht aus dem So-
ckel des ehemaligen Borussia-Denkmals
sowie der Pergola. Beides ist für rund
120 000 Euro in Teilen rekonstruiert und
mit den nicht beschädigten Teilen wie-
deraufgebaut worden.
Das Denkmal war einem der zahlreichen
Herbststürme zum Opfer gefallen. Le-
diglich fehlende oder zu stark zertrüm-
merte Teilstücke sind durch gleichwerti-
ge neue Materialien ersetzt worden.
Dabei wurde der Figurenpfeiler wieder
in der Mitte der Anlage aufgestellt. Bei
diesem war das verzierte Kapitell so
stark zertrümmert, dass eine aufwendi-
ge Rekonstruktion notwendig war. Jetzt
hat es wieder seinen Platz.
Neben den Steinelementen wurde auch
die hölzerne Pergola wiederaufgebaut
und wird demnächst mit Rankenge-
wächsen bepfanzt.
Im Herbst 2017 war während des Sturms
„Xavier“ eine Platane auf das Borussia-
Denkmal gestürzt und hatte das Ensem-
ble stark beschädigt.
Das einstige Borussia-Denkmal wurde
anlässlich des 50. Jahrestages der Befrei-
ung Magdeburgs von der französischen
Fremdherrschaf 1864 gestifet und 1866
enthüllt. Es befndet sich auf einer leich-
ten Anhöhe und bildet als Rondell den
Endpunkt der Lindenallee.
Auf dem Sockel befand sich einst die
2,60 Meter hohe Terrakottaplastik der
Borussia, eine Frauengestalt in antikem
Gewand zur Verkörperung des Preußi-
schen Königtums.
Das Ensemble hatte eine Gesamthöhe
von rund sieben Metern. Zwar hatte die
Plastik den Zweiten Weltkrieg unbe-
schadet überstanden, jedoch zerstörten
Schießübungen von russischen Soldaten
die Terrakottaplastik und Figurenpfei-
ler. Der Verbleib der stark beschädigten
Plastik ist nicht bekannt.
Wasser für den Zernausee
Borussia-Denkmal
rekonstruiert
Fotos: LH MD
Foto: MWU Sachsen-Anhalt
08/2024
9
Das junge Magdeburger Unterneh-
men SOLAR MATERIALS hat ein
patentiertes Verfahren zum Recyc-
ling von Solarmodulen entwickelt,
bei dem alle Bestandteile inklusive
Silber und Silizium zurückgewonnen
werden können. In der Pilot-Anlage
können derzeit jährlich 3000 Tonnen
Solarmodule recycelt werden.
SOLAR MATERIALS will am Magde-
burger Industriehafen sowie an einem
Standort in Süddeutschland seine Re-
cyclingkapazität auf 10 000 Tonnen pro
Jahr steigern. Die voll automatisierte
industrielle Linie in Magdeburg soll
2025 in Betrieb gehen. Bisher wurden
ausgediente Solarmodule lediglich grob
nach Glas, Kunststof und Aluminium
getrennt, wobei wertvolle Stofe wie Sili-
zium und Silber verloren gingen. Das in-
novative thermomechanische Verfahren
kann diese Rohstofe jedoch vollständig
zurückgewinnen. Dadurch wird nicht
nur der Energiebedarf um 80 Prozent im
Vergleich zur Primärproduktion gesenkt,
sondern auch der CO2-Fußabdruck er-
heblich reduziert.
Zum Spielzeitauftakt im Magdebur-
ger Schauspielhaus geht Regisseur
Jan Friedrich der Frage nach, warum
Menschen, die einst für linke Werte
standen, zunehmend offen für rechte
Positionen werden. „Onkel Werner“,
eine Überschreibung des Klassikers
„Onkel Wanja“ von Anton Tschechow,
und damit die dritte Arbeit Jan Fried-
richs in Magdeburg, feiert seine Pre-
miere am 21. September. Gut hundert
Jahre nach Anton Tschechows „Onkel
Wanja“ schaut Jan Friedrich in seiner
Überschreibung in die Gegenwart und
sucht nach den Triebfedern unseres
Handelns oder Nichthandelns. Was
macht uns zu dem, was wir sind? Und
wo kommt er her, der ungeheuerliche
Rechtsruck in unserer Gesellschaft?
Ausgehend von Motiven der Vorlage
wie Enttäuschung und Perspektivlosig-
keit begibt sich Jan Friedrich gemein-
sam mit seinem Ensemble auf Spu-
rensuche nach Ereignissen der letzten
Jahrzehnte, die zu biografischen Brü-
chen mit fatalen politischen Auswir-
kungen geführt haben.
Bei Turmführungen geht es bis zum
Oktober freitags, samstags und
sonntags sowie an kirchlichen Feier-
tagen hoch hinaus auf die Türme des
Naumburger Doms. Gäste gelangen
dabei über den Dachstuhl bis zum
historischen Glockengeläut.
Vorbei an den drei großen Glocken
aus dem 16. Jahrhundert führt der
Rundgang in die Spitze des Nord-West-
Turmes. Oben angekommen, bietet
sich der Blick auf Naumburg und die
Saale-Unstrut-Region.
Luise Hart und Nico Link in „Onkel Werner“.
„Onkel Werner“ zum Spielzeitauftakt
Solarzellen-Recycling
Foto: Kerstin Schomburg
10
08/2024
TITEL
Wie groß ist die
Fachkräftenot wirklich?
Der Ruf nach Fachkräften ist schon seit geraumer Zeit zu einem regelrechten Hilfeschrei geworden.
Die Politik, alle Kammern und Verbände, unzählige neue Gesellschaften, Agenturen und Netzwerke
überschlagen sich förmlich im Eifer, bei der Suche zu unterstützen. Der Erfolg ist angesichts des
Aufwands überschaubar. Die Folge: Der Blick wird ins Ausland gerichtet und mit wiederum sehr viel
Aufwand sieht man die Rettung vor dem Fachkräfteproblem in der zielgerichteten Migration. Doch
inzwischen tauchen Zweifel auf, ob damit dem Mangel beizukommen ist.
Bei all der Hektik und des Übereifers,
der Wirtschaft entgegenzukommen,
ist offenbar die sachliche, wissen-
schaftlich begründete Analyse der
Situation zu kurz gekommen. Die
Frage ist jedoch, welche Arbeitskräf-
te konkret werden dringend gesucht?
Wo sind die zu finden? Wie alt dür-
fen sie sein, wie flexibel einsetzbar?
Erste Erkenntnisse der Analyse las-
sen sich sehr schnell ermitteln, wenn
man einfach mal versucht zu erfahren,
was die Ausschlusskriterien für wel-
che Berufe sind. Mitunter ist es hilf-
reicher zu erfahren, warum bestimmte
Bewerber nicht in Frage kommen, an-
statt ständig zu wiederholen, was ge-
braucht wird.
aspekt hat sich mit dem Thema
schon länger beschäftigt und hier und
da auch Umfragen gestartet. Dabei
zeigte sich sehr schnell, dass nicht nur
hochqualifizierte
Mitarbeiter,
son-
dern auch hochspezialisierte Kräfte
gesucht werden. Das sind neben IT-
Spezialisten, die auf der ganzen Welt
knapp sind, vor allem Menschen, die
sehr spezielle Aufgaben mit sehr mo-
derner und spezieller Technik erfüllen
können. Und genau da ist die Crux: je
höher der Spezialisierungsgrad, desto
schwieriger ist es, den Mann oder die
Frau zu finden, der oder die genau auf
diese Jobanforderung passen. In einer
früheren Ausgabe haben wir uns unter
dem Titel „Kollege nach Maß“ mit die-
sem Thema befasst.
Unter dieser Vorgabe den richtigen
Mitarbeiter zu finden, ist ein reiner
Glücksfall. Die Schlußfolgerung da-
raus kann nur lauten, mit einer ziel-
gerichteten Qualifizierung, mit Wei-
ter- oder Ausbildung die Fähigkeiten
zu entwickeln, die für die Ausübung
einer solchen hochspezialisierten Tä-
tigkeit nötig sind.
Mit anderen Worten muss die im
übertragenen Sinn berühmte Schul-
bank gedrückt werden. Das zu orga-
nisieren, kann aber den Unternehmen
niemand abnehmen. Eigene Quali-
fizierungszentren, die es hier und da
bereits gibt, entspannen die Fachkräf-
tesuche. Allerdings ist das mit einem
hohen materiellen und personellen
Aufwand verbunden, den sich wieder-
um nur große gewinnträchtige Firmen
leisten können. Aber was machen die
kleinen und mittelständischen Betrie-
be? Für sie bleibt die Ausbildung jun-
ger Leute, die Suche nach Azubis. Und
vor allem sollten die nach der Lehre
auch im Betrieb gehalten werden.
Geld ist da nur eine Möglichkeit, aber
Großunternehmen haben auch da bes-
sere Karten. Guter Rat ist teuer. Was
man dennoch so machen kann, ist auf
den Folgeseiten dieses Titelthemas zu
erfahren.
Die zweite Erkenntnis unserer Ana-
lyse waren die einfachen Tätigkeiten,
die keine tiefgreifende Qualifizierung
verlangen. Solche Fach- und Hilfskräf-
te sind mindestens genauso begehrt,
wie die hochqualifizierten Spezialis-
ten. Angesichts von rund zwei Milli-
onen Menschen in Deutschland ohne
Arbeit muss man sich natürlich fra-
gen, wie hoch davon der Anteil derer
ist, die aus Krankheits- oder anderen
Gründen nicht zu einfachen Tätig-
keiten herangezogen werden können
oder keine Ausbildung haben.
Unsere nicht repäsentativen Un-
tersuchungen haben allerdings im
Gegensatz dazu gezeigt, dass unter
den Arbeitslosen viele Menschen eine
fachliche Ausbildung in Berufen ha-
ben, die aber offenbar nicht besonders
gefragt sind. Nun ist es einer 58jähri-
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48