aspekt_05_2024 ES
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WIRTSCHAFT
IM OSTEN
WIRTSCHAFTSMAGAZIN
AUS UND ÜBER
SACHSEN-ANHALT
05 · 2024
05
2024 € 3,50
ISSN 2190–4464
Wer kann und wer will?
Freundliche Übernahme
2
05/2024
BILDNACHRICHT
Foto: aspekt/Gleich
Theodor Kozlowski wurde am 5. Januar 1824 in Berlin
geboren und starb am 24. November 1905 in Eberswalde.
Kozlowski, ausgebildeter Bauingenieur, wurde im April
1866 Direktor der Elbstrombaudirektion beim Oberpräsi-
denten in Magdeburg. Er setzte sich unter anderem für
die durchgehende Kettenschif fahrt auf der Elbe ein. Im
Jahre 1880 wurde er nach Berlin versetzt und trug den Titel
eines Geheimen Oberbaurats. Zu seinen Ehren wurde in
Magdeburg ein Denkmal in Form eines Obelisken errichtet
mit der Inschrift:
DEM ERSTEN ELBSTROM-BAUDIRECTOR
GEHEIMEN OBER-BAURATH
THEODOR KOZLOWSKI
DIE DANKBARE ELBESCHIFFFAHRT
1866 – 1880.
05/2024
3
EDITORIAL
Es fällt in diesen Zeiten nicht leicht,
Optimismus auszustrahlen. Krisen,
wo immer man hinschaut, schlechte
Stimmung, kaum Hoffnung auf Bes-
serung. Wenn die Hälfte des wirt-
schaftlichen Erfolges Psychologie ist,
wie manche behaupten, dann ist es
um Deutschland schlecht bestellt.
Betrachtet man die Wirtschafts-
struktur der Republik, dann sind zwar
die großen Namen der Automobil-
oder der Chemieindustrie ständig in
den Schlagzeilen, aber der Börsenin-
dex DAX beinhaltet gerade mal 40 Un-
ternehmen. Bis zum September 2021
waren es 30. Und das hat einen Grund.
Der Umsatz Einzelner macht nicht
die Wirtschaftskraft eines Landes
aus. In Deutschland gab es 2021 etwa
3,15 Millionen kleine und mittelstän-
dische Firmen, somit über 99 Prozent.
Damit wird schnell klar, wer das Brut-
tosozialprodukt erwirtschaftet. Die
kleinen und mittleren Firmen sind das
Rückgrat der Wirtschaft.
Allerdings:
Kleine
Unternehmen
sterben leise. Kaum jemand nimmt
Notiz davon. Doch inzwischen ist es
ein Massensterben. Die Politiker soll-
ten begreifen, dass man sich auch um
die Kleinen kümmern sollte, beispiels-
weise mit vorteilhaften Energiepreisen.
Die Gründe für jährlich Hunderte
und Aberhunderte Unternehmen in
Sachsen-Anhalt, die die Firmentür für
immer verschließen, sind vielfältig.
Gern konzentriert man sich auf die
Demografie. Dafür kann schließlich
keiner. Und tatsächlich ist es eine gro-
ße Zahl, die keinen Nachfolger findet.
Aber wie attraktiv ist es, sich mit aller
Kraft unübersehbar zu verschulden,
die Risiken einer Pleite und schlaflo-
se Nächte auf sich zu nehmen? Fach-
kräfte werden an allen Ecken gesucht.
60 oder 70 Wochenstunden arbeiten,
oder lieber eine Vier-Tage-Woche
lang? Geld ist nicht alles.
Zahllose Portale, Netzwerke, Ver-
bände und Kammern verkünden uni-
sono, wie Selbständigkeit glücklich
macht, wie wichtig die eigene Ent-
scheidungsfreiheit ist, die Selbstbe-
stimmtheit. Die das verkünden, waren
meist nie selbständig.
Trotzdem: Bei den Recherchen, und
das ist auf den Themenseiten zu lesen,
finden sich immer wieder Menschen,
die dieses Risiko eingehen. Ihnen ha-
ben wir eine Stimme gegeben, um da-
mit auch anderen Mut zu machen. Alle
haben übereinstimmend gesagt, dass
sie diesen Schritt zur eigenen Firma
immer wieder machen würden. Das
gilt übrigens auch für
Allerdings sind das alles Erfolgsge-
schichten. Gern hätten wir auch ge-
zeigt, wenn es jemand nicht geschafft
hat. Aber die wollten nicht. Es ist nach
wie vor offenbar eine Schande, ge-
scheitert zu sein. Und außerdem, das
hat Bertolt Brecht gesagt, sieht man
immer die im Licht, aber die im Schat-
ten nicht.
Viel Spaß beim Lesen wünscht …
Rolf-Dietmar Schmidt
Chefredakteur und Herausgeber
Aboservice:
Tel. 0391 25 85 75 11
abo@aspekt-magazin.de
Redaktion:
Tel. 0391 25 85 75 11
redaktion@aspekt-magazin.de
ist eine Publikation
des Herausgebers
Rolf-Dietmar Schmidt
Rolf-Dietmar Schmidt
Chefredakteur und Herausgeber
Die im Schatten sieht man nicht
4
05/2024
INHALT
08
Handballer-
Sportstunde
06
14
10
Foto des
Monats
Wasserstof-Technik
im Real-Test
Titel „Ich würde es
wieder machen“
09
Transfer-Center
in Halle
05/2024
5
Ballett: Radetzky-
Marsch getanzt
40
32
42
Tomorrow
Lab
Frisch
und frech
Editorial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
Leserbriefe/Sonstiges . . . . . . . . . . . . . . 6
Kolumne: Der Krimi ist
nicht umzubringen . . . . . . . . . . . . . . . . 7
SACHSEN-ANHALT AKTUELL
Aufschwung nicht in Sicht . . . . . . . . . . . . 8
AOK und Handballer
in der Sportstunde . . . . . . . . . . . . . . . . 8
Digitales Klassenzimmer . . . . . . . . . . . . . 8
Zukunftslabor Musiktheater . . . . . . . . . . . 9
Förderprogramm ENERGIE . . . . . . . . . . . . 9
TITELTHEMA
Nachfolge: „Ich würde es
wieder machen“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
Übernahme des Familienbetriebs. . . . . . . . 12
WIRTSCHAFT
Energiepark Bad Lauchstädt . . . . . . . . . 14
Von E-Signature zur
Vertragssoftware . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
Hof nungsträger Magnesium . . . . . . . . . 22
AGENTUR FÜR ARBEIT
Gesundheit und
Wiedereingliederung . . . . . . . . . . . . . . . 18
Pflegeberufe sind gefragt . . . . . . . . . . . ..18
Jobbörse für Produktionsberufe . . . . . . . . 19
Von Frauen für Frauen . . . . . . . . . . . . . ..19
WISSENSCHAFT
Pflanzen mit Strom füttern . . . . . . . . . . . 22
NATUR UND UMWELT
„Werkzeugkasten“ für Ohre
und Wanneweh. . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
Die Ackerschmalwand heilt
sich selbst . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
HARTE FAKTEN
Geraer Rentner haben
das meiste Geld . . . . . . . . . . . . . . . . . 26
ENERGIE
Wieder eine „Grüne Hausnummer“ . . . . . . 28
Mitstreiter und Nachahmer gesucht . . . . . 29
LENA-Tipp . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29
Grüne Messe der SWM . . . . . . . . . . . . . 30
WISSENSCHAFT
Wissenschaftsfestival „Tomorrow Lab“. . . . 32
Alzheimer-Test auf dem Handy. . . . . . . . . 34
GESUNDHEIT
Gesunde Schweißperlen . . . . . . . . . . . . 36
Ursache für Lungenleiden
entdeckt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37
GANZSEITENFOTO
Kozlwski-Denkmal . . . . . . . . . . . . . . . . . 2
Reiche Rentner . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26
Kabarett „Zwickmühle“:
Frisch und frech . . . . . . . . . . . . . . . . . 42
KULTUR
Förderpreis für junge Künstler. . . . . . . . . 38
Getanzter Radetzky-Marsch . . . . . . . . . . 40
Frisch, frech und angenehm
unanständig . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42
AUSLAND
Die Seidenstraße
transportiert auch Ideen . . . . . . . . . . . . 44
IMPRESSUM . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46
ASPEKT-VORSCHAU . . . . . . . . . . . . . . 46
Ausgabe 05/2024
Freundliche Übernahme –
Wer kann, wer will?
6
05/2024
aspekt, April 2024, Seite 10
Vom Vorschussverein zur stärksten
Wirtschaftsorganisation
Super Idee
Ich habe mit großem Interesse den Artikel zu
den Genossenschaften gelesen. Schade, dass
sie nichts über die Konsum-Genossenschaft
in der DDR geschrieben haben. Dort gab es
bei jedem Einkauf im Konsum Wertmarken
in der Höhe der Kaufsumme. Die haben wir
in ein Heft geklebt, das dann, ich glaube
einmal im Jahr, kontrolliert wurde. Dann hat
man seinen Anteil am Umsatz als Bargeld
ausgehändigt bekommen. Das war jedes Mal
eine Riesenfreude. Wenn ich das aus heutiger
Sicht betrachte, war das eine Superidee zur
Kundenbindung.
Elvira Jänicke, Magdeburg
Eine Chance für die Zukunft
Es ist schon interessant, dass es die
Genossenschaften in fast 200 Jahren immer
geschaf t haben, zu überleben. Weder der Ers-
te oder Zweite Weltkrieg, die Nazis, noch die
DDR haben es geschaf t, diese gemeinschaftli-
che Wirtschaftsform zu verdrängen. Nicht mal
der Kapitalismus, der mit der Verelendung der
Massen erst die Idee letzten Endes hervor-
brachte, hat das geschaf t. Und jetzt, wo es
wieder jede Menge Elend gibt, zeigt sich eine
Renaissance des Genossenschaftsgedankens.
Wahrscheinlich ist es die einzige Wirtschafts-
form, die auch einer künftigen Gesellschaft
eine Chance böte.
Karl-Friedrich Braunherr, Hannover
aspekt, April 2024, Seite 12
Die Gemeinschaft schaf t die Stärke
Der Schatz im Keller
Das Interview mit Herrn Fabig von der
Volksbank Magdeburg, also einer Genossen-
schaftsbank, hat alte Erinnerungen wachge-
LESERBRIEFE / VERMISCHTES
Leserbriefe
rufen. Meine Eltern, die schon lange tot sind,
hatten ein kleines Geschäft in Magdeburg-
Sudenburg. Mein Vater musste abends nach
Feierabend mit dem Bargeld aus der Kasse in
die Otto-von-Guericke-Straße zur Volksbank
und dort einen Metallzylinder, in dem das
Geld war, von außen durch einen Schlitz in
der Hauswand einwerfen. Für mich als Kind
war das unglaublich spannend, denn ich
stellte mir vor, was für Schätze da wohl in
dem dunklen Keller liegen würden.
Anna-Maria Stotzki, Harzgerode
aspekt, Ausgabe April 2024, Seite 16
Deutsche Interessen in Europa
berücksichtigen
Sprechen für die Wirtschaft
Was qualifiziert einen Menschen, im Europa-
parlament Sachsen-Anhalts Bevölkerung zu
vertreten? Ihr Interview mit der CDU-Spitzen-
kandidatin enthält leider nur Allgemeinplätze
zu den Vorhaben und Aufgaben, die sich
Alexandra Mehnert vorgenommen hat.
Deshalb habe ich mir im Internet den
Lebenslauf angesehen. Woher nimmt jemand,
der of enbar in seinem Leben noch nie einen
Betrieb zum Arbeiten von innen gesehen hat,
das Selbstbewusstsein, für die Wirtschaft und
die Landwirtschaft zu sprechen? Jemand, der
noch nie das Geld am Monatsende tatsächlich
selbst erwirtschaften musste, weiß doch gar
nicht, was das bedeutet.
Gerald Janocha, Berlin
Foto: aspekt/Gleich
Eine ganze Welt aus Playmobil-Figuren ist im Jahrtausendturm des Elbauenparks
Magdeburg zu sehen. Anfassen geht leider nicht, denn die wertvollen Dioramen
eines Hamburger Künstlers sind hinter Glas sicher. Allerdings gibt es kleine Tische
mit vielen Figuren, an denen die Kleinen nach Herzenslust spielen können.
FOTO DES MONATS
05/2024
7
KOLUMNE
Wie anders ist die Faszination des Verbrechens zu erklären,
das seit Jahrhunderten in Büchern und in jüngerer Zeit zu-
sätzlich allabendlich auf dem Fernsehschirm das Publikum
in den Bann schlägt. Der Krimi ist nicht umzubringen. Er
liegt nach wie vor in der Gunst ganz vorn, weshalb das Fern-
sehen, ob nun öf entlich-rechtlich oder privat, dem Morden
und Metzeln mindestens so viel Sendezeit einräumt, wie
den unzähligen Talk-Shows oder Florian Silbereisen. Tote
bringen noch mehr Quote.
Wohlgemerkt Tote. Jegliche andere Form der Kriminalität –
und da gibt es noch einiges – scheint den Zuschauer bei wei-
tem nicht so zu interessieren. Woher kommt diese Sehnsucht
nach Mord und Totschlag? Oder ist das vielleicht nur das An-
sinnen der Fernsehmacher? Warum hat ein Heiratsschwindler
oder ein Geldfälscher nicht ebenso ein Recht auf mediale Auf-
merksamkeit?
Man braucht gar keine wissenschaf liche Untersuchung, um
festzustellen, daß es seit Jahren in den Fernsehkrimis aus-
schließlich um Leichen in jeder Form geht. Trotzdem haben
sich Leute hingesetzt und gezählt. Wie viele Krimis zeigt allein
das öf entlich-rechtliche Fernsehen in einer Woche, wie viele
Tote kommen darin vor?
Das Ergebnis ist, von kleineren Schwankungen abgesehen,
recht stabil. Selbst an traditionellen Feiertagen der Nächsten-
liebe wird virtuell gemordet, was der Bildschirm hergibt. Und
so kommt man auf die stattliche wöchentliche Zahl von etwa
70 gewaltsam aus dem Leben beförderten Personen. Nicht be-
rücksichtigt ist dabei, daß in den Kinos zwischen Pop Corn
und Cola das Leinwand-Blut ebenfalls in Strömen f ießt. Und
wem das alles nicht reicht, der kann beim Streamen oder in
einer Mediathek das alles wiederholen.
Bleibt man beim „Bildungsfernsehen“, dann sind das knapp
300 Fernsehleichen im Monat und so grob über den Daumen
in zehn Jahren dreieinhalb Tausend, die das Zeitliche unfrei-
willig gesegnet haben.
Ein Junge von zehn Jahren, regelmäßigen Fernsehkonsum vo-
rausgesetzt, hat als junger Mann von 20 Jahren bereits mit-
erlebt, wie die Bevölkerung einer Kleinstadt brutal aus dem
Leben gebracht wurde. Geht er dann auch noch öf er ins
Kino, oder hat er gar ein passendes Computerspiel, dann wird
schnell eine Großstadt daraus. Und da soll einem nicht angst
und bange werden?
Man stelle sich nur einmal vor, ein vernunf begabtes Wesen
will die Erde besuchen und versucht, sich vorab ein Bild von
den Menschen über die leicht zu empfangenden Fernsehpro-
gramme zu machen. Es würde vermutlich das Grausen packen.
Vielleicht hat uns deshalb noch keines besucht. Und dabei ha-
ben die Inhalte der täglichen Krimis überhaupt nichts mit der
Realität zu tun. Morde sind in der Kriminalstatistik das sel-
tenste vorkommende Delikt. Die Zahl bewegt sich so um die
300 aufgeklärte Fälle in Deutschland, allerdings für ein ganzes
Jahr. Soviel verbrauchen die Fernsehkrimi-Macher in einem
Monat! Und was sollen sie dann in den übrigen elf Monaten
zeigen? Heiratschwindler? Geldfälscher? Ladendiebe?
Ein Kriminalpsychologe hat mal den Vorschlag gemacht, man
möge den Krimiautoren so eine Art Deliktquote vorgeben, die
sich an der Zahl und Art der Taten orientiert und so ziemlich
genau die Realität wiedergäbe.
Der Vorschlag wurde ziemlich schnell abgeschmettert. War-
um? Wer will schon dauernd Tatorte mit Bankern sehen …
Der Krimi ist nicht umzubringen
Das Böse zieht die Menschen magisch an. Zwar möchte man davon nicht betrof en sein,
aber es verursacht einen leichten, angenehmen Schauder, wenn man so aus sicherer
Distanz beobachten kann, wie schlecht die Welt ist.
8
05/2024
Die AOK Sachsen-Anhalt und der
Handballverein SC Magdeburg ar-
beiten zusammen, um Kinder und
Jugendliche an Schulen für mehr
Bewegung und gesunde Ernährung
zu begeistern. Handball-Star und
SCM Youngsters Trainer Christoph
Theuerkauf geht dafür höchstpersön-
lich an die Schulen für eine gesunde
Sportstunde.
„Besonders während der Pandemie
litten viele Kinder und Jugendliche
an Bewegungsmangel“, sagt Klaudine
Schönemann-Rach,
Netzwerkkoordi-
natorin Gesundheit bei der AOK Sach-
sen-Anhalt. „Heute leiden mehr Kinder
und Jugendliche an Adipositas, und
in den letzten zehn Jahren haben sich
Diabetes-Erkrankungen bei Kindern
und Jugendlichen in Sachsen-Anhalt
verdoppelt.“
Aus diesem Grund wird der Handball-
star und Trainer der Youngsters des
SC Magdeburg, Christoph T euerkauf,
landesweit eine gesunde Sportstunde
an Schulen durchführen. „Wir gehen
gemeinsam mit der AOK in die Schu-
len und sind mit den Schülerinnen und
Schülern mit viel Spaß sportlich aktiv“,
so T euerkauf. „Dabei steht nicht nur
die Bewegung im Vordergrund. Wir
vermitteln auch Wissen über gesun-
de Ernährung, Entspannung und wie
wichtig regelmäßige Bewegung für das
Wohlbef nden ist.“
Der „Klassenraum der Zukunft“ in der Niederlassung von
Dell Technologies in Halle/Saale wurde Ende April einge-
weiht. Er ist ein Gemeinschaftsprojekt von Dell und Intel.
Ziel ist es, Lehrkräfte von Schulen, Berufsschulen, Uni-
versitäten und anderen Bildungseinrichtungen fit für
die Nutzung moderner Technologien im Unterricht zu
machen. Vor Ort soll demonstriert werden, wie moder-
ner Unterricht aussehen kann. So wird unter anderem
vermittelt, wie KI, Robotik, Drohnen oder der 3D-Druck in
den Unterricht integriert werden können.
Die Stimmung im Handwerk im Kammerbezirk Magdeburg
liegt im Frühjahr 2024 deutlich unter den Vorjahreswerten.
Insgesamt gaben nur 40 Prozent der Betriebe eine gute Ge-
schäf slage an, im Vorjahr sagte das noch jeder Zweite. Auch
die Erwartungshaltung der Betriebe bleibt von Unsicherheit
geprägt, die Zukunf wird eher pessimistisch beurteilt: Aktu-
ell erwarten 20 Prozent eine Verschlechterung der Lage, im
Vorjahr waren es nur 14 Prozent. Das ist das Ergebnis der
Frühjahrskonjunkturumfrage, die die Handwerkskammer in
Magdeburg vorlegte.
Foto: (re.) Der Präsident der Handwerkskammer Magdeburg,
Andreas Dieckmann aus Elbingerode, neben ihm Burghard Grupe,
Hauptgeschäftsführer der HWK Magdeburg.
Foto: AOK Sachsen-Anhalt
Foto: HWK MD
Erholung bleibt aus –
Aufschwung nicht in Sicht
DIGITALES
KLASSEN-
ZIMMER
Handballer und AOK für
Sportstunde an Schulen
SACHSEN-ANHALT AKTUELL
05/2024
9
Rund 21,5 Millionen Euro stehen
für die Gründung des „European
Center for Just Transition Re-
search and Impact-Driven Trans-
fer“ (JTC) an der Martin-Luther-
Universität Halle bereit. Ziel ist es,
forschungsbasierte Lösungen für
den Strukturwandel in Sachsen-
Anhalt zu entwickeln, etwa im Be-
reich der Kreislaufwirtschaf oder
sozialer Innovationen. Die Mit-
tel für das Projekt stellt das Land
Sachsen-Anhalt über den „Just
Transition Fund“ der Europäi-
schen Union bereit.
Uni-Rektorin Becker sagte: „Das
JTC ist für die Universität Halle und
die Region eine einmalige Chance:
Mit der Förderung wollen wir unse-
re Kompetenzen in den Forschungs-
zweigen ausbauen, die für die Be-
wältigung des Strukturwandels von
wesentlicher Bedeutung sind. Ge-
meinsam mit den vier Landkreisen
im Süden Sachsen-Anhalts werden
wir neue Impulse für eine wirt-
schaf liche
und
gesellschaf liche
Entwicklung setzen. Das ist eine
spannende Aufgabe und eine große
Verantwortung, die wir gerne über-
nehmen.“
Das T eater Magdeburg sucht für das
Festival „eXoplanet“ nach innovativen
künstlerischen Projekten in der Spar-
te Neues Musiktheater und lobt einen
Wettbewerb für aufstrebende künstle-
rische Teams aus. Bis Ende Mai 2024
können Projektentwürfe eingereicht
werden. Eine internationale Jury wählt
aus den Einsendungen das interessan-
teste Projekt aus. Die Siegesprodukti-
on erhält eine Förderung in Höhe von
10 000 Euro und wird während eines
Festivals vom 9. bis 11. Mai 2025 in
Magdeburg aufgeführt.
Mit dem Festival „eXoplanet“ etabliert
das T eater Magdeburg einen Ort für
Neues Musiktheater in Mitteldeutsch-
land. Dabei liegt der Fokus auf perfor-
mativen, musikdramatischen Formaten,
die eingefahrene Seh- und Hörgewohn-
heiten hinter sich lassen. Einen Blick ins
Zukunf slabor gewährt der Wettbewerb
für ein innovatives Musiktheaterprojekt
der freien Szene: Der Wettbewerb rich-
tet sich an interdisziplinär arbeitende
Künstler und Praktiker aller Fachrich-
tungen aus Sachsen-Anhalt oder dem
Rest der Welt. Es können sowohl Ein-
zelpersonen als auch Gruppen teilneh-
men, die performative oder installative
Projekte oder Interventionen entwi-
ckeln. Die Projekte sollen Geschichten
erzählen, wobei der erzählerische Im-
puls aus der Musik kommt.
Jede Form des künstlerischen Aus-
drucks ist zugelassen – je interdiszipli-
närer, desto besser. Erwünscht sind aus-
drücklich Projekte, die sich künstlerisch
mit dem Stadtraum, seinen Menschen
und seinen Besonderheiten auseinan-
dersetzen. Der Auf ührungsort soll sich
außerhalb der üblichen Spielstätten des
T eaters bef nden.
Bewerbungen können bis zum 31. Mai
2024 an die E-Mail-Adresse intendanz@
theater-magdeburg.de gerichtet werden.
Die Bewerbung sollte ein aussagekräf-
tiges Dossier mit einer Projektbeschrei-
bung und einem Finanzplan sowie ei-
nen kurzen biograf schen Überblick mit
Kontaktdetails beinhalten. Bildmaterial
ist erwünscht, aber nicht verpf ichtend.
Für Unternehmen in Sachsen-Anhalt
wird es in den kommenden Jahren ver-
stärkt darauf ankommen, möglichst
energieef zient und klimaneutral zu
produzieren. Damit die klimaneutra-
le Transformation der Wirtschaf im
Land weiteren Schwung aufnimmt, hat
das Energieministerium das Förder-
programm „Sachsen-Anhalt ENERGIE“
für Unternehmen neu aufgelegt. Mit
insgesamt 42 Millionen Euro unter-
stützt das Ministerium kleine, mittlere
und große Betriebe unter anderem bei
der energieef zienten Sanierung von
Gebäuden, dem Austausch inef zienter
technischer Anlagen sowie der Instal-
lation erneuerbarer Energiequellen für
die Versorgung mit Strom und Wärme.
Förderanträge können Unternehmen
ab sofort bei der Investitionsbank Sach-
sen-Anhalt (IB) stellen.
Die Fördersätze richten sich dabei nach
der Unternehmensgröße. Kleine Betrie-
be erhalten bis zu 50 Prozent, mittlere
bis zu 35 Prozent, große Unternehmen
bis zu 20 Prozent der zuwendungsfähi-
gen Kosten. Der Höchstbetrag liegt bei
einer Million Euro, zudem müssen die
Projekte innerhalb Sachsen-Anhalts
umgesetzt werden.
Foto: MWMU
Grafik: Theater MD
Transfer-Center
entsteht in Halle
Wettbewerb für Zukunftslabor Musiktheater
Förderprogramm Sachsen-Anhalt
ENERGIE wird neu aufgelegt
10
05/2024
TITEL
Claudius Borgmann denkt bei all sei-
nen Entscheidungen gründlich nach,
analysiert genau die Umstände und
Bedingungen, bezieht eventuelle Pro-
bleme und Schwierigkeiten mit ein,
macht einen genauen Plan, eben wie
ein Ingenieur an eine Aufgabe heran-
geht. Das galt selbstredend auch für
diese Entscheidung, Unternehmer zu
werden.
Noch jung genug, auch wenn nicht
mehr ganz jung, das bewog ihn, statt
einer Unternehmensneugründung über
die Übernahme einer Firma nachzu-
denken. Auch die Branche stand dank
seiner fundierten Ausbildung fest, das
betriebswirtschafliche Knowhow hatte
er mit dem Studium der Betriebswirt-
schaf ebenfalls verinnerlicht. Kurz:
Ideale Voraussetzungen ein Unterneh-
men mit Perspektive zu fnden, das aus
Altersgründen des Vorbesitzers abzuge-
ben wäre.
Von allen Seiten war zu hören, dass
eine Vielzahl von Firmen zur Übergabe
bereitstünden. Das stimmt, aber dar-
unter genau die richtige zu fnden, ist
gar nicht so einfach. Wegen der Familie
sollte es schon im Umkreis von Mag-
deburg sein, die richtige Größe haben
und auch von der Mitarbeiterstruktur
passen. Immerhin bringt ein neuer In-
haber auch neue Ideen, Veränderungen
in den Abläufen und vieles andere mit.
Eine Belegschaf, die eventuell mit dem
alten Inhaber „mitgealtert“ ist, gewöhnt
sich nicht in jedem Fall schnell und
ohne Widerstände an den „neuen Be-
sen“, der angeblich so gut kehrt.
„Die Suche war alles andere als ein-
fach“, so Claudius Borgmann. „Ich habe
die Nachfolgebörsen gewälzt, die IHK-
Zeitschrif durchforstet, im Internet re-
cherchiert, aber bis ein Unternehmen
gefunden war, das meinen Vorstellun-
gen entsprach, das hat gedauert. Und
um ganz ehrlich zu sein: Es gehört auch
eine Portion Glück dazu, das Richtige
zu fnden.“
Claudius Borgmann hatte Glück. In
Gernrode im Harz, nicht ganz nahe an
Magdeburg, aber auch nicht zu weit,
fand er die Metallbearbeitungsfrma
von Dieter Frenkel, die seinen Vorstel-
„Ich würde es wieder machen ...“
Claudius Borgmann ist viel in der Welt herumgekommen. Der Diplom-Wirtschaftsingenieur
hat zuletzt vier Jahre lang als Geschäftsführer in einem amerikanischen Konzern der
Chemieindustrie gearbeitet. Mit Metallbearbeitung kennt er sich aus, hat in dieser Branche
gelernt. Doch nur auszuführen, was andere ihm sagen, das liegt ihm nicht. Er will selbst
gestalten, die Prozesse in der Hand behalten, Entscheidungen trefen. Da lag der Gedanke,
sich selbständig zu machen, nahe. Das Ergebnis heißt FREROtec KG Erodier- und Zerspa-
nungstechnik. Aber der Weg dorthin war nicht einfach ...
Kleine Firmen sterben leise. Die Gründe sind vielfältig, aber oft sind es gar nicht wirtschaftliche
Gründe, die zum Aufgeben zwingen, sondern schlichtweg das Alter. Wohl denen, die in ihrer Familie
jemanden haben, der die Firma übernehmen wird. Aber häufig ist das nicht der Fall. Dann ist die
Nachfolgeregelung ein Problem.
Die Generation der Macher, die zur Wende in Deutschland mutig und in den besten Jahren die Selb-
ständigkeit in die Hand genommen haben, sind inzwischen ergraut. Und es sind tausende Unter-
nehmen allein in Sachsen-Anhalt, die zur Übernahme anstehen.
Wer heute ein Unternehmen gründen will, sollte genau überlegen, ob es nicht vielleicht klüger und
einfacher wäre, einen Betrieb zu übernehmen. Vieles von dem, was bei einer Gründung mit großem
Aufwand geschafen werden muß, ist in einer etablierten Firma schon vorhanden.
Aufrufe und Netzwerke zur Unternehmensnachfolge sind wichtig und richtig. Überzeugender sind
aber vielleicht ein paar Beispiele. Einige davon sind auf dieser und den Folgeseiten zu finden.
ANSTOSS
ZUM
NACH-
DENKEN
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