Liebe
Leser*innen,
230 Euro kostet ein Ticket für einen Tag im Aquatics Centre bei den Olympischen
Spielen in Paris, 690 Euro sogar für einen Tag im Leichtathletikstadion mit Medail-
lenentscheidung. Ich habe kurz mit mir gerungen, ob ich bereit bin, diesen Preis zu
zahlen – und habe mich schließlich dagegen entschieden. Zum Ticket kämen näm-
lich noch Kosten für Hotel, Anreise und Verpflegung hinzu. Und eigentlich hätte ich
auch gerne meine Familie mit dabei gehabt. Meine Bereitschaft, für einen Hauch
olympisches Flair Preise im Kostenbereich eines Kleinwagens zu zahlen, hält sich
dann doch in Grenzen. Zumal sich die Frage stellt: Wo fließen denn die Erlöse aus
den Tickets hin?
Das Geld aus dem Ticketverkauf bekommt das jeweilige Organisationskomitee
des Gastgeberlandes. Davon kann es die Durchführungskosten decken und darf
auch Gewinne machen, um die Sportinfrastruktur des eigenen Landes zu unter-
stützen. Eine Quersubventionierung durch das finanziell gut aufgestellte IOC wäre
aber durchaus möglich, um die Ticketpreise im Rahmen zu halten. Die Athletinnen
und Athleten, die doch eigentlich im Mittelpunkt der ganzen Veranstaltung stehen
sollten, werden dagegen bisher nicht an den von ihnen generierten Einnahmen
beteiligt.
Geld kann ohnehin nicht die Motivation sein, Spitzensportler*in zu werden. Was
geht eigentlich einem Topathleten auf dem Weg zu den Olympischen Spielen durch
den Kopf? Luca Spiegel, Bahnradfahrer mit enormer Anfahrtsgeschwindigkeit, gibt
uns in seinem „7-Tagebuch“ einen Einblick in seine Gefühls- und Trainingswelt (Top-
Thema, ab S. 22). Keine Topathlet*innen ohne das richtige Umfeld: Die Eliteschule
des Sports in Kaiserslautern sichert ihren Schüler*innen gute Rahmenbedingungen
zu, um den Fokus auf den Sport legen zu können – ohne dabei schulische Nach-
teile in Kauf nehmen zu müssen (TopThema, ab S. 16). Um überhaupt die Chance
zu haben, in den Spitzenbereich vordringen zu können, ist Nachwuchsförderung
das A und O. Mit dem Programm „Ticket to Olympia“ fördert der Landessportbund
gemeinsam mit dem Ministerium des Inneren und für Sport Sportarten mit positi-
ven Entwicklungsmöglichkeiten, die Chancen auf die Teilnahme und Medaillen bei
Olympischen Spielen haben (ab S. 28).
Mit Spannung und einem Glas französischem Rotwein werde ich nun so viele olym-
pische Entscheidungen wie möglich vor dem heimischen Fernseher verfolgen – auch
wenn die Spiele wohl in absehbarer Zeit nie mehr so nah kommen wie jetzt.
Wie erlebt ihr die Olympischen Spiele? In Paris, Zuhause oder gar nicht?
Schreibt uns unter redaktion@sport-rheinlandpfalz.de.
Ich wünsche euch einen schönen und sportlichen Sommer.
MARLENE WIENOLD
Redaktionsleiterin
SPORT Rheinland-Pfalz
SPORT RHEINLAND-PFALZ | 02.2024
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