Ihr Pferd bewusst versorgt.
Die überschüssigen Aminosäuren gelangen durch die
Proteolyse in den Stofwechsel. Das dabei entstehende
gifige Ammoniak wird in der Leber in ungifigen Harn-
stof umgewandelt und über die Nieren ausgeschieden.
Diese Prozesse belasten den Energiestofwechsel, stören
den Säure-Basen-Haushalt und fördern die metaboli-
sche Azidose. Zudem werden Mineralstofe gebunden,
was zu einer Demineralisierung und Schwächung des
Pferdes führt.
Essentielle Aminosäuren übernehmen universelle Auf-
gaben: Zellbaustof, Bewegung, Muskelaufbau, Enzy-
me, Hormone, Antikörper, Immunsystem, Genesung,
Blutgerinnung, Stofransport, Rezeptoren, Sensoren,
Kollagen, Regeneration, Energiequelle. Körpereigene
Proteine sind einem ständigen Auf-, Um- und Abbau-
prozess unterworfen. Rechnerisch erhalten gesunde,
ausgewachsene junge Pferde, mit einer qualitativ
guten Gras-/Heufütterung, genügend verdaubares
Rohprotein, um ihren Aminosäurebedarf abzudecken.
Im Alltag muss sich das Pferd mit vielen Aminosäure-
Räuber herumschlagen.
Wachstum, Gravidität, Laktation und Alter sind na-
türliche Faktoren, welche den Protein- und Mineral-
stofbedarf erhöhen. Kommen Stressfaktoren wie z.B.
Sport, Krankheit, Rekonvaleszenz, ungünstige geneti-
sche Disposition, Transport, Über- oder Untergewicht,
Tierarzt, Impfungen, Entwurmungen, Medikamente,
Sozialgefüge, Lärm, Hitze, Fellwechsel, Übersäuerung,
Schadstofe und Verdauungsprobleme dazu, erhöht
sich der Bedarf an essentiellen und teilweise der semi-
essentiellen Aminosäuren.
Ein weiterer Unsicherheitsfaktor bei der Verwertung der
Proteine tritt auf, wenn Pferde von einer Magen-Darm-
Krankheit betrofen sind.
Die Verdauungsprobleme wirken sich negativ auf die
Zusammensetzung des Mikrobioms, die Passagerate,
die Bildung der Verdauungsenzyme, den Aufschluss
und die Absorption der Aminosäuren aus. Nicht artge-
rechte Modefuttermittel wie Kräuter, Algen, Pilze, Blätter
oder Gewürze hemmen teilweise die Verdaulichkeit
der Nahrungsproteine und schädigen die Membran-
proteine in der Darmwand. Auch die als «Magenscho-
ner» eingesetzten Protonen-Pumpenhemmer haben
einen ungünstigen Einfluss auf die Proteinverdauung.
Sie reduzieren die Freisetzung des Verdauungsenzyms
Pepsinogen im Magen. Obwohl viele Futterrationen
rechnerisch die Bedarfsnormen für das Rohprotein, für
das verdauliche Protein und wo die Daten vorhanden
sind, auch für das präzäkal verdauliche Protein abde-
cken, führen die oben aufgeführt Faktoren häufig dazu,
dass eine qualitative Mangelernährung an essentiellen
Aminosäuren besteht.