Programmheft Kaltenberger Ritterturnier 2024

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L Ä N G S T LEGENDE –

30 Jahre Die Streuner

„In jeder wahrhaft großen

Stunde … hab‘ ich dich ange-

rührt.“ Diese gewaltigen Worte

lässt Hugo von Hoffmannsthal

den Tod in seinem Werk „Der

Tor und der Tod“ sprechen. Ins-

piriert ist das Werk vom soge-

nannten Lübecker Totentanz, ei-

ner kirchlichen Bilderreihe aus

dem Mittelalter, die damals in-

haltlich für Furore gesorgt ha-

ben dürfte. Sie zeigt, wie der Tod

ständeübergreifend

wirkt.

Er

„holt“ sich Kaiser und Kaiserin,

Edelmänner und -frauen, Hand-

werker und Küster, und am

Ende sogar den

Papst. Eine macht-

volle Botschaft: Ge-

genüber dem Tod

sind alle Menschen

gleich. Von da ist es

nicht mehr weit bis zu

der Frage: Warum sind

sie es im Leben so oft

nicht?

Für die Künstlerin Li-

dia Buonfino war der Lü-

becker Totentanz und sein

inhaltliches

Nachwirken

über die Jahrhunderte wie

im Text von Hoffmannsthal

die passende Grundlage für

eine neue spektakuläre Eigen-

produktion für das Kaltenber-

ger Ritterturnier. „Wir wollten

etwas schaffen, das eine Emoti-

onalität abdeckt, die es so auf

dem Turnier noch nicht gab“,

sagt Buonfino. „Etwas poeti-

sches, lyrisches, dunkles.“ Ge-

meinsam mit Lova Rimini, Meike

Münch und Florentine Hoffmann

inszenierte sie 2023 erstmals den

Kaltenberger

Totentanz.

Eine

morbide wie glamouröse Perfor-

mance, die unter die Haut ging.

In diesem Jahr bekommt das

Spektakel eine noch größere

Bühne und wird auch in der Are-

na vor Beginn der Turniershow

zu sehen sein. Allein die Tatsa-

che, dass der Tod beim Kalten-

berger Totentanz eine Frau ist,

lässt bereits aufhorchen.

Und im Laufe der anrührenden

wie eindringlichen Performan-

ce wird etwas anderes eben-

falls immer klarer: Es geht

beim Kaltenberger Totentanz

weniger ums Sterben als viel-

mehr ums Leben. Oder wie es

Hugo von Hoffmannsthal in ei-

nem seiner Verse ausdrückt,

der ebenfalls Teil der Perfor-

mance ist: „Du Tor! Du schlim-

mer Tor, ich will dich lehren,

das Leben, eh du‘s endest, ein-

mal

ehren.“

Der

Tod

als

Schlüsselmoment,

um

die

Großartigkeit des Lebens zu

begreifen.

D AN SE M ACA B R E –

der Kaltenberger

Totentanz

Wenn die Streuner in Kalten-

berg aufspielen, steigt mit jeder

Minute die Quote an fröhlichen

Gesichtern im Publikum. Andere

Musikgruppen können vielleicht

Ekstase oder den ganz großen

Wumms, die Streuner aber produ-

zieren einfach gute Laune, wie

kaum eine andere Band. Und das

seit nunmehr 30 Jahren. Wäre die

Band ein Paar, würde sie in die-

sem Jahr Perlenhochzeit feiern.

Fragt man Carsten Hickstein

nach dem Erfolgsrezept, welches

ein solch langes Zusammensein

ermöglicht hat, muss er zuerst la-

chen, aber keinen Moment über-

legen. Punkt 1 des Streuner-Er-

folgsgeheimnisses,

ist

sich

Carsten sicher, sei die Fähigkeit,

jedem Bandmitglied, die nötigen

Freiräume zu geben. „Wir sind

nicht so eng, dass wir uns auf den

Geist gehen. Und wir sind nicht

so weit auseinander, dass wir Ge-

fahr laufen, uns zu verlieren.“

Punkt 2 liege wohl im Reper-

toire begründet. „Wir spielen

Markt- und Tavernen-Musik aus

sechs Jahrhunderten“, erklärt

Carsten. Da könne es schonmal

vorkommen, dass ein schöner

Text von Heinrich Heine oder

Clemens Brentano in mittelalterli-

che Melodien gekleidet wird.

Oder ein 200 Jahre altes bekann-

tes Volkslied eine Zeitreise ins

Mittelalter antrete. Hundert Pro-

zent authentisch sei das zwar

nicht. „Aber für uns ist die Haupt-

sache, dass das Endergebnis den

Menschen Spaß bereitet.“ Noch-

mal ein kurzer Check der Fröhli-

che-Gesichter-Quote im Publi-

kum: Der Plan der Streuner geht

definitiv auf. Eigenkompositionen

und mittelalterliches Liedgut gibt

es bei den Streunern aber natür-

lich auch.

Wobei wir bei Punkt 3, der

dritten und letzten Erfolgszutat

der Gruppe wären: Die Streuner

sind einfach die Streuner. „Die

Leute wissen, was sie bei uns be-

kommen. Was wir machen, ist für

sie greif- und nahbar. Wir sind die

Jungs und Mädels aus der Taver-

ne. Etwas anderes könnten wir

gar nicht.“ Und so bereichern die

Streuner mit ihren Liedern die

Mittelalterwelt auf Schloss Kal-

tenberg immer auch mit ein biss-

chen Sonnenschein und einer

friedvollen Atmosphäre, die jeden

mitreißt. Sogar die Schwarzen Rit-

ter, die auch schon mal die Wald-

bühne einnehmen, um mit den

Bandmitgliedern zu tanzen. „Ein

legendärer Auftritt.“ Dem in die-

sem Jahr weitere folgen werden.

Und zwar in großer Jubiläumsbe-

setzung mit fünf statt wie gewohnt

mit vier Musikern und Musikerin-

nen. Na, das kann was werden.

Die Streuner // 1. und 2.

Wochenende auf der Waldbühne

Fröhliche Tavernen-

und Marktmusik

Eine Performance, die

unter die Haut geht

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