04/2024
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EDITORIAL
Spricht man von den Vorteilen der
Wirtschafsform Genossenschaf, dann
bekommt man schnell einen prüfenden
Seitenblick: „Meint der das ernst?“ Ir-
gendwie scheint schon das Wort aus der
Zeit gefallen zu sein. Meist gibt es auch
kaum Kenntnisse darüber, wie eine sol-
che Unternehmung funktioniert.
Warum ist das so, haben wir uns gefragt
und auf die Suche nach Ursachen ge-
macht, uns in Genossenschafen ganz
unterschiedlicher Art und Branchen
umgehört und sind auf erstaunliche Tat-
sachen gestoßen.
Nur mal ein paar Zahlen. Allein in
Deutschland gibt es rund 7800 Genos-
senschafen. Die Zahlen diferieren hier
und da, weil es unterschiedliche Zähl-
weisen gibt, ob das nun eine Genossen-
schaf oder ein Verein sei. Aber 7800, das
ist einigermaßen sicher. Die haben 22,5
Millionen Mitglieder, rund eine Millio-
nen Menschen arbeiten direkt in einer
Genossenschaf.
Diese Wirtschafsform ist damit die
stärkste wirtschafliche Kraf in Deutsch-
land. Das ist den meisten außerhalb einer
solchen Gemeinschaf kaum bewusst.
Vielen bekannt sind vor allem Woh-
nungsgenossenschafen und die Volks-
banken. Von letzteren arbeiten 772 in
Deutschland mit 136 000 Angestellten.
Wer hätte das gedacht?
Noch deutlicher wird es bei den Woh-
nungsgenossenschafen. Davon gibt es
in unseren Landen 1970 mit fast drei
Millionen Mitgliedern und 24 000 Be-
schäfigten.
Wohnungsgenossenschafen verwalten
2,2 Millionen Wohnungen. Und noch
erfreulicher: Nach Hamburg und Sach-
sen ist Sachsen-Anhalt das Land mit
dem prozentual höchsten Anteil an ge-
nossenschaflichen Wohnungen in der
Republik.
Diese Wohnungen sind begehrt, bieten
ihren Mietern eine Menge Vorteile. Wir
haben uns bei der größten Wohnungs-
genossenschaf in unserem Bundesland
genauer umgesehen und waren baf vor
Staunen, was eine solche Gemeinschaf
aus Eigentümern und Nutzern so auf die
Beine stellen kann.
Genossenschafen wurden vor fast 200
Jahren aus der Not geboren. Doch auch
in guten Zeiten blühen und gedeihen sie.
Warum? Weil Nachhaltigkeit statt Pro-
ftstreben, urdemokratische Mitbestim-
mung aller Mitglieder, die gleichzeitig
Eigentümer sind, und das Interesse an
der Gemeinschaf dem Menschen und
der Gesellschaf guttun. Ganz einfach.
Die Genossenschaf ist die Wirtschafs-
form der Zukunf. Sie bietet alle Mög-
lichkeiten, die Welt nicht zu überfordern
und trotzdem ein angenehmes Leben zu
garantieren. Und die Genossenschafen
sind ein bewährtes wirtschafliches Mo-
dell für praktisch alle Bereiche des Le-
bens seit fast 200 Jahren. Grund genug,
einmal intensiv darüber nachzudenken.
Wir haben es getan, und das Ergebnis ist,
wenn gewünscht, auf den nächsten Sei-
ten zu fnden.
Viel Spaß beim Lesen wünscht …
Rolf-Dietmar Schmidt
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