aspekt_06_2024-ES
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WIRTSCHAFT
IM OSTEN
WIRTSCHAFTSMAGAZIN
AUS UND ÜBER
SACHSEN-ANHALT
06 · 2024
06
2024 € 3,50
ISSN 2190–4464
BAUEN
LAST ODER LUST?
RUBRIK
2
06/2024
Foto: A. Freudenreich
Foto: wikimedia
Was ist Recht, was Unrecht? In Anhalt, in Holstein und
in Thüringen schlugen Richter noch bis 1900 in einem
Werk nach, aus dem fast 700 Jahre Recht gesprochen
wurde – dem „Sachsenspiegel“. Zu verdanken ist dieser
dem Ritter Eike von Repgow, der etwa von 1180 bis 1235
in der Grafschaft Serimunt, im Dorf Reppichau nahe
Aken lebte. Der „Sachsenspiegel“ ist das bedeutends-
te deutsche Rechtsbuch des Mittelalters. Es galt als
Grundlage der Rechtsprechung in Deutschland und in
weiten Teilen Ost- und Mitteleuropas und war zugleich
das erste Prosawerk in deutscher Sprache.
Reppichau, das sich heute „Eike-von-Repgow-Dorf“
nennt, erweist seinem Sohn alle Ehre. Es entwickel-
te sich zu einem Freilichtmuseum für „Deutsche und
Europäische Rechtsgeschichte“ und ist einmalig in
Deutschland. Prachtvolle Metallplastiken sind in der
ganzen Ortschaft aufgestellt. Wunderschöne Fassa-
denbemalungen an schmucken Häusern, ein herrlicher
Kirchpark, ein Museum in der alten Mühle und ein In-
formationszentrum mit einem prachtvollen Rittersaal
zeigen das Leben und die Rechtsprechung des Mittelal-
ters auf. Die Darstellungen wurden originalgetreu aus
den vier einzigartigen Bilderhandschriften der Heidel-
berger, Oldenburger, Dresdner und der Wolfenbütteler
Sachsenspiegel wiedergegeben.
Wer kennt nicht den Ausspruch „Wer zuerst kommt,
mahlt zuerst“? Dieser Spruch stammt aus dem Sach-
senspiegel und gilt heute noch, beispielsweise im
Patentrecht.
Die Darstellungen aus dem Sachsenspiegel bringen
dem Interessierten viel Neues und auch Althergebrach-
tes nahe. Der „Sachsenspiegel“ gilt als Kulturerbe Eu-
ropas und ist ein bedeutendes Alleinstellungsmerkmal
des Landes Sachsen-Anhalt.
DER SACHSENSPIEGEL
IN REPPICHAU
BILDNACHRICHT
06/2024
3
EDITORIAL
Was für ein Aufschrei in allen Medi-
en und auf allen Kanälen. Da hat eine
Gruppe gut betuchter junger Leute
auf der Insel der Reichen und Schö-
nen, auf Sylt, mehr oder minder be-
trunken in einer hippen Bar rechts-
radikale Parolen gegrölt. Soweit so
schlecht.
Aber wo kommt die Aufregung her?
Weil es keine Abgehängten aus Thürin-
gen oder Sachsen-Anhalt waren? Die
findet man selten auf Sylt.
Nein, weil es junge Leute waren, alle
wohlbegütert, weil sie durchweg aus
dem Westen kamen – kurz: sie passten
einfach nicht in das wohlkonstruierte
Schema der unzufriedenen Ossis, die
sich benachteiligt fühlen, die nie in
richtiger Demokratie sozialisiert wur-
den, die die Werte der Demokratie und
des Westens nicht verinnerlicht haben.
Man fragt sich, ob die Erstaunten,
oder diejenigen, die so tun, noch nie
in einer normalen Kneipe irgendwo
in Deutschland ohne Personenschutz
zugehört haben, was da diskutiert,
manchmal auch gegrölt wird. Da ist
es besser, nur die Gutmenschen zu se-
hen, die brav in inzwischen unerträg-
lichen Talkshows immer an der richti-
gen Stelle klatschen. Manch einer war
schon der Meinung, die würden dafür
bezahlt.
Die Stimmung in der Bevölkerung
ist auf einem Tiefpunkt. Und das nicht
nur im Osten. Hat eigentlich niemand
bemerkt, wo die Reichsbürger, die den
Staat stürzen wollen, ihre Wurzeln
haben, dass die Gründer der AfD al-
lesamt aus dem Westen kamen, dass
der unerträgliche Höcke ein im Wes-
ten sozialisierter und aufgewachsener
Lehrer ist?
Es war so einfach, einen Grund für
rechtes Denken zu finden. Die Abge-
hängten im Osten.
Doch das ist zu kurz gesprungen,
denn solches Gedankengut findet sich
inzwischen in allen Schichten und in
allen Teilen Deutschlands.
Vielleicht sind die Ossis lediglich
misstrauischer gegenüber wohlfeilen
Reden, denen keine Taten folgen. Viel-
leicht ist ihre Sensorik gegenüber Wer-
ten, die verkündet, aber nicht gelebt
werden, sehr viel feiner.
Immerhin hat man ihnen schon mal
40 Jahre lang was von Demokratie er-
zählt und anderes gemacht. Vielleicht
hätte man das Problem nicht mit dem
Stigma Osten abtun, sondern vielmehr
reflektieren sollen, was ganz sicher
falsch gelaufen ist. Selbstreflexion
nennt man das. Auch und gerade, weil
unser aller Grundgesetz 75 Jahre alt ist
und unbedingt zu einer gesamtdeut-
schen Verfassung umgewandelt wer-
den sollte.
Was hat das alles mit dem Thema
Bauen und Wohnen zu tun, mag viel-
leicht der eine oder andere denken.
Stimmt. Aber auch eine Gesellschaft
kann man aufbauen, und Wohnen ist
ein Menschenrecht. Deshalb:
Viel Spaß beim Lesen wünscht …
Rolf-Dietmar Schmidt
Chefredakteur und Herausgeber
Aboservice:
Tel. 0391 25 85 75 11
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Redaktion:
Tel. 0391 25 85 75 11
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ist eine Publikation
des Herausgebers
Rolf-Dietmar Schmidt
Rolf-Dietmar Schmidt
Chefredakteur und Herausgeber
Ein Aufschrei ohne Nachdenken
4
06/2024
INHALT
08
Zeit-
maschine
06
16
12
Foto des
Monats
Herz der
MWG
Naturnah wohnen
an der Elbe
09
Ende der
Marktwirtschaft
06/2024
5
Die
Zukünftige
42
36
44
Leiser
„Killer“
Thomas
Müntzer
Editorial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
Leserbriefe/Sonstiges . . . . . . . . . . . . . . 6
Kolumne: Sinn und Form vertragen
sich nicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
SACHSEN-ANHALT AKTUELL
Zeitmaschine probieren . . . . . . . . . . . . . 8
Für Marketing-Award bewerben . . . . . . . . 8
Stimmen für Wernigeröder Musikschüler . . . 9
Das Ende der Marktwirtschaft . . . . . . . . . . 9
Harzer Klosterwanderweg . . . . . . . . . . . . 9
TITELTHEMA
Interview: Wohnungsunternehmen
vor gewaltigen Herausforderungen . . . . . . 10
Interview: Naturnah wohnen
an der Elbe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12
Bodenrichtwerte für
Bau und Landwirtschaft 2024 . . . . . . . . . . 14
MWG-Forum entsteht . . . . . . . . . . . . . . . 16
AGENTUR FÜR ARBEIT
Vom Gewächshaus bis
zur Fiege-Akademie . . . . . . . . . . . . . . . . 18
WIRTSCHAFT
Hitze, Trockenheit und Hochwasser . . . . . 20
Folien aus Getränkekartons . . . . . . . . . . 22
Magdeburger Uni-Präsenz
in Indien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23
NATUR UND UMWELT
Raupengier nach Pflanzengift . . . . . . . . . 24
HARTE FAKTEN
Weltweite Stärke und Kontrolle . . . . . . . . 26
ENERGIE
„Grüne Hausnummer“
in Bernburg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28
Gemeinsam für
Wasserstof . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29
LENA-Tipp . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29
Solarpaket vereinfacht
Anmeldung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30
Minutenschnell am Netz . . . . . . . . . . . . . 31
WISSENSCHAFT
Wissenschaftsfestival . . . . . . . . . . . . . . 32
Modell-Politik in Österreich. . . . . . . . . . . 34
GESUNDHEIT
Der „leise Killer“ meldet
sich erst spät . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36
Pionierzellen steuern
Blutgefäße . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38
GANZSEITENFOTO
Reppichau und
Eike von Repgow . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2
Weltkontrolleur . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26
Josef das Schaf . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40
Die Zukünftige. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42
KULTUR
Josef das Schaf . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40
Die Zukünftige. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42
Thomas Müntzer . . . . . . . . . . . . . . . . . 44
IMPRESSUM . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46
ASPEKT-VORSCHAU . . . . . . . . . . . . . . 46
Ausgabe 06/2024
Bauen – Last oder Lust?
6
06/2024
aspekt, Ausgabe 05-2024, Seite 7
Der Krimi ist nicht umzubringen
Wehrlos
Wie wahr. Ofensichtlich fällt den Fernseh-
machern wirklich nichts mehr ein, als billige
Talkshows und eine Unzahl von Krimis. Da
wird gemordet und gemeuchelt, vom Nach-
mittag an bis spät in die Nacht. Dass ich dies
Gemetzel auch noch bezahlen muss, ärgert
mich am meisten. Mir reichts wirklich, aber
wie kann ich mich wehren?
Kerstin Weinreich, Magdeburg
Scheinheilig
Neulich gab es eine Sendung zum Thema Ge-
walt bei Jugendlichen in den Schulen. Seltsam,
dass niemand auf den Gedanken kommt, dass
die permanente Überschüttung junger Leute
mit brutalster Gewalt im Fernsehen oder bei
Computerspielen Einfluss auf Hemmschwel-
len hat. Wer täglich sieht, dass man ruhig mit
dem Schuh jemanden gegen den Kopf treten
kann, der tut es dann auch irgendwann. Das
Gejammer ist nur scheinheilig.
Dr. Friedemann Senger, Hannover
aspekt, Ausgabe 05-2024, Seite 16
Von eSignature zur kompletten
Vertragssoftware
KI-Urteil
Der Beitrag bietet einen interessanten Ansatz
zum Einsatz von KI in der Justiz. Rechtssiche-
re Verträge als Vorlage sind ja nichts Neues.
Auch eSignature ist vielerorts schon Alltag.
Mich würde vielmehr interessieren, ob Richter
nicht ihre Urteile mit Künstlicher Intelligenz
auf gleichgelagerte Fälle und Urteile prüfen
sollten. Das muss ihre Urteile nicht beein-
flussen, könnte aber im Zweifelsfall hilfreich
sein, um eine gewisse Gleichwertigkeit in der
Rechtsprechung zu erzielen.
Burkhart Friedrich, Berlin
LESERBRIEFE / VERMISCHTES
Leserbriefe
Wirtschaftswunder
Ich kann nur den Hut ziehen vor den Men-
schen, die den Mut haben, sich in diesen Zei-
ten mit einem Betrieb selbständig zu machen.
Ich bin Rentner, hatte eine kleine Werkstatt zu
einer Zeit, als Leistung sich noch lohnte, wir
gut Geld verdienen konnten. Das waren die
sogenannten Jahre des Wirtschaftswunders.
Steuern, Energie, Materialpreise, Löhne – alles
hielt sich im Maße, so dass alle zurechtkamen.
Heute würde ich ein solches Risiko auf keinen
Fall mehr eingehen.
Ferdinand Schleicher,
damals Köln, heute Wittenberg
Verrückt
Neulich fiel mir eine Zusammenstellung von
Einkommen bei Angestellten, Beamten und
Selbständigen in die Hände. Drei Tabellen,
die Einkommen und mögliche Zuschläge ein-
schließlich der Altersversorgung enthielten.
Bei angestellten und verbeamteten Lehrern
gab es vergleichbare Zahlen. Wer da nicht
Beamter wird, muss verrückt sein.
Sören Strömcke, Stendal
Zu aspekt, Ausgabe 05-2024, Seite 10 | Seite 12
„Ich würde es wieder machen…“ | „Übernahme des Familienbetriebs als Ziel“
erhielten wir eine ganze Reihe von Meinungen.
Selbst an belebten Orten, wie hier in der Nähe eines Supermarktes in Schönebeck/
Elbe, findet man mitunter romantische stille Ecken, die zum Träumen einladen.
Unsere Leserin Katrin Schnelle aus Schönebeck hat diese Tür zu einem „Garten der
Geheimnisse“, wie sie uns schrieb, fotografiert. Vielen Dank dafür.
FOTO DES MONATS
06/2024
7
KOLUMNE
Wer immer sich schon mal mit dem
Tema Form und Inhalt beschäfigt
hat, der weiß, dass zwischen Beidem
ein enger Zusammenhang besteht. Im
Idealfall ist der Inhalt so gut oder so
überzeugend, dass die Form zur Er-
zielung maximaler Aufmerksamkeit
lediglich unterstützt.
Doch solche theoretischen Erwägun-
gen vergessen in diesen Tagen Kom-
munikationsexperten, oder solche, die
sich dafür halten, völlig. Der derzeitige
Wahlkampf ist ein beredtes Beispiel.
Inzwischen heißt die Überlegung:
Welche Form medialer Verbreitung
bringt die meisten Zuschauer oder Zu-
hörer, ganz gleich, welcher Inhalt damit
vermittelt wird.
Wie sonst ist es zu erklären, dass ein
Kanzler ernsthaf Geschichten über sei-
ne Aktentasche verbreitet, um damit
jungen Leuten eine Botschaf zu ver-
mitteln. Welche sollte das sein? Es geht
einzig und allein darum, in dieser Ziel-
gruppe Aufmerksamkeit zu erheischen.
Da ist es die Form TikTok, die schein-
bar die Garantie für Klicks bietet. Egal,
wie und womit. Schließlich ist die AfD
dort recht erfolgreich, und was für die
gilt, müsste doch mit einer Aktentasche
auch klappen, oder etwa nicht?
Ein folgenschwerer Irrtum. Es liegt
in der Natur der Sache solcher Portale,
dass Algorithmen mehr oder minder
bestimmen, wer was zu sehen bekommt.
Solchen mathematischen Programmen
ist es völlig egal, was für Inhalte da ein-
gestellt werden, wenn nur genug Leute
daran interessiert sind. Auch die Form
ist völlig uninteressant, ebenso der In-
halt, lediglich das scheinbare Interesse
zählt. Und da ist sie wieder, die Verbin-
dung von Inhalt und Form. Wenn die
in solchen Portalen keine Bedeutung
hat, dann ist dort nichts zu vermitteln,
sondern lediglich Aufmerksamkeit zu
generieren.
So gesehen, wäre vielleicht die Akten-
tasche des Kanzlers gar nicht so falsch,
wenn darin vielleicht etwas Ungeheu-
res herauslugen oder vielleicht heraus-
springen würde.
So aber geht der mediale Schuss völlig
wirkungslos am Ziel vorbei. Und nicht
nur das, er macht
lächerlich.
Lächer-
lichkeit
allerdings
erzeugt keine Auf-
merksamkeit, eher
das Gegenteil ist
der Fall. Vielleicht
spielen aber Bot-
schafen überhaupt
keine Rolle mehr.
Vielleicht hat die
Politik auch keine.
Und noch eins:
Völlig sinnentleerte
digitale Bilder auf
TikTok stehen au-
ßerdem in krassem
Widerspruch zu den
fast
altertümlich
wirkenden analogen
Plakaten mit dank
Photoshop und KI
strahlenden Gesich-
tern an Lichtmasten.
Abgesehen
davon,
dass es derzeit eher
gefährlich ist, so et-
was
aufzuhängen,
der
Anblick
alles
andere als anziehend
wirkt, ist es auch
umwelttechnisch
mehr als unfreund-
lich. Häufg werden
dann die Konterfeis mit der Spraydose
oder dem Pinsel zu Karikaturen umge-
deutet.
Das ist nicht schön, aber vielleicht
sollte man solche Plakate sammeln,
denn unter Umständen gelten sie in
einigen Jahrzehnten vielleicht als
Kunst und Geldanlage. Dann
hätten sie ja doch noch einen
Sinn.
Sinn und Form
vertragen sich nicht
8
06/2024
SACHSEN-ANHALT AKTUELL
Wer hat noch nicht davon geträumt,
einmal in die Vergangenheit oder Zu-
kunf reisen zu können? Zum 70jähri-
gen Jubiläum der MWG-Wohnungs-
genossenschaf eG Magdeburg wird
dieser Traum Wirklichkeit.
Eine Zeitmaschine macht es für Jeder-
mann möglich, vom Gründungsjahr der
Genossenschaf 1954 zurück in das Jahr
1893 oder von heute aus 70 Jahre in die
Zukunf, also in das Jahr 2094, zu reisen.
Insgesamt 200 Jahre durch die Zeit.
Es geht ganz einfach. Mit dem Handy die
QR-Codes einscannen und schon steht
man in einem Lebens- und Arbeitsraum
aus dem 19. Jahrhundert oder in einem
Wohnzimmer der Zukunf.
Mit Augmented Reality-Technologie
kann man in diese Lebenswelten ein-
tauchen.
Diese beiden virtuellen Welten werden
durch eine reale Welt des Wohnens im
Gründungsjahr
der
Genossenschaf
1954 verbunden. Blumen-Tapeten und
Retromöbel rufen Erinnerungen an die-
se Zeit hervor.
Jedes Zeitalter wird durch aussagekräfi-
ge Schaubilder mit unterhaltsam, infor-
mativen und anschaulichen Texten und
Bildern beschrieben. Von der Genossen-
schafsidee über die Herausforderungen
des Wohnens in der DDR bis hin zu zu-
kunfsweisende Lösungen im Jahr 2094
bietet die Ausstellung eine breite Palette
an Temen, die zum Dialog und zur Re-
fexion einladen.
Die MWG-Zeitmaschine wird in großen
Magdeburger Einkaufszentren - City
Carré, Flora- und Bördepark - zu erle-
ben sein. Alle sind herzlich eingeladen,
auf Zeitreise zu gehen.
Die Tour-Termine:
City-Carre´: 3. bis 15.Juni,
Bördepark: 5. August bis 7. September,
Florapark: 16 September bis
5. Oktober 2024
Augemented Reality erweitert die reale
Welt um virtuelle Elemente. Über jedes
handelsübliche Smartphone oder Tablet
werden die Szenerien eindrucksvoll „er-
lebbar“. Einfach QR-Code einscannen
und schon beginnt die Zeitreise.
Fotos: MWG
Zeitmaschine
in Magdeburg
Die bemerkenswertesten Marketingkam-
pagnen der Region werden am 23. Ok-
tober in Magdeburg mit dem neu aufge-
legten Marketing Award Sachsen-Anhalt
ausgezeichnet. Der Marketing Club Mag-
deburg möchte mit diesem Award die
Kreativwirtschaf des Bundeslandes in
den Fokus rücken und stärken. Innova-
tive Unternehmen und Marketing-Profs
aus Agenturen sind jetzt aufgerufen, ihre
besten Kampagnen einzureichen.
Preise werden in verschiedenen Katego-
rien vergeben. Neben der Auszeichnung
der besten Marketingkampagne in Sach-
sen-Anhalt wird die Aufmerksamkeit
auf außergewöhnliche Marketingideen
gelenkt, die für Start-ups, für die Einfüh-
rung neuer Produkte oder die Neugestal-
tung von Marken umgesetzt wurden. Be-
teiligen können sich Agenturen, Firmen
oder Einzelpersonen aus Sachsen-Anhalt.
Bewerbungsschluss ist der 28. Juni 2024.
Eine unabhängige Expertenjury sichtet
und bewertet die eingereichten Projekte,
wählt die Finalisten und Gewinner aus.
Verliehen wird der Award im Rahmen ei-
ner exklusiven Gala am 23. Oktober 2024
in der SWM Sky Bar des Blauen Bocks in
Magdeburg. Neben der Trophäe erhal-
ten die Preisträger die Möglichkeit, ihre
Kampagne einer noch breiteren Öfent-
lichkeit zu präsentieren – unter anderem
über Großfächenplakate und die Platzie-
rung in Hörfunk- und Printmedien. Au-
ßerdem können sie für den Preis „Best
of BVMC“ nominiert werden, mit dem
exzellente regionale Marketingleistungen
bundesweit Anerkennung fnden.
Für Marketing-Award bewerben
Foto: Marketing Club
06/2024
9
Nachdem das Landesgymnasium für Musik in Wernigerode
2022 bereits den Landesschulwettbewerb für sich entscheiden
konnte, holte es nun auch den Landestitel im bundesweiten
„Energiesparmeister“-Wettbewerb. Als einer von insgesamt 16
Landessiegern darf sich die Schule über ein Preisgeld in Höhe
von 2500 Euro und eine Patenschaf mit der Landesenergie-
agentur Sachsen-Anhalt (LENA) freuen.
Das Gymnasium konnte die Energiesparmeister-Jury unter an-
derem mit festen Klimatagen und alltäglichen Klimaschutzbe-
mühungen bei der Mülltrennung und -einsparung sowie beim
Energie-und Co2-sparen durch Pfanzungen überzeugen. Jeder
Klimatag begann mit einem gemeinsamen Tanz zu einem Um-
weltlied, jüngere Klassen komponierten Klimakanons.
Für das Landesgymnasium für Musik in Wernigerode und die
15 weiteren Landessieger aus den anderen Bundesländern geht
es nun noch um den Bundessieg und ein zusätzliches Preis-
geld in Höhe von ebenfalls 2500 Euro. Über den Bundessieg
entscheidet ein Online-Voting auf www.energiesparmeister.
de/voting. Die Schüler haben ab sofort bis zum 6. Juni 2024
Zeit, Stimmen für ihr Klimaschutzprojekt zu sammeln und
den Bundessieg nach Sachsen- Anhalt zu holen.
„Ihr Herz schlägt für die Musik und den Schutz unserer Um-
welt“, betonte Marko Mühlstein, Geschäfsführer der Landes-
energieagentur Sachsen-Anhalt LENA.
Als Wettbewerbspatin werden wir unserer Patenschule bei der
Online-Abstimmung tatkräfig unter die Arme greifen, er-
gänzte er und rief dazu auf, für das Projekt des Landesgym-
nasiums für Musik abzustimmen, um den Bundessieg nach
Sachsen-Anhalt zu holen.
Die Preisverleihung für alle 16 Energiesparmeister fndet am
14. Juni 2024 im Bundesministerium für Wirtschaf und Klima-
schutz in Berlin statt.
Stimmen für den Klimaschutz
Foto: LENA Sachsen-Anhalt
„Alles hat ein Ende – auch die Markt-
wirtschaf“ ist der Titel des Buches von
Dr. Wolfgang Beck, in dem er seine Er-
innerungen aus der bewegten Zeit als
Direktor des VEB Elektromotorenwerk
Wernigerode niederschrieb.
Insbesondere das Handeln der Treuhand
in dieser Zeit und seine Bemühungen,
zu retten, was zu retten war, standen im
Mittelpunkt. Zeitgleich konnte die Aus-
stellung zur Treuhand der Rosa-Luxem-
burg-Stifung in der Magdeburger Stadt-
bibliothek besichtigt werden.
Dort stellte Dr. Wolfgang Beck das Buch
dem Publikum vor, beantwortete Fra-
gen und signierte sein Werk. Die Veran-
staltung der Rosa-Luxemburg-Stifung
Sachsen-Anhalt fand gemeinsam mit
der Stadtbibliothek Magdeburg statt und
wurde von aspekt-Chefredakteur Rolf-
Dietmar Schmidt moderiert.
Dr. Wolfgang Beck war zu seiner Zeit im
VEB Elektromotorenwerk Wernigerode
der jüngste Betriebsdirektor der DDR
und der letzte, bevor die Mauer fel.
Er berichtet von dem herausfordernden
Arbeitsalltag in einem Großbetrieb, von
den Aufgaben eines Betriebsdirektors,
der schwierigen Wendezeit und der Um-
wandlung eines Volkseigenen Betriebes
in eine GmbH. Beck erlebte das Ende
der Planwirtschaf mit und ist überzeugt:
Auch die real existierende Marktwirt-
schaf wird sich bald überlebt haben.
Das Ende der
Marktwirtschaft
Foto: aspekt/Gleich
... wurde um einen siebten Abschnitt
erweitert. Neu ist die mit 22 Kilome-
tern längste Etappe von Quedlinburg
nach Halberstadt. Sie setzt mit einer
vergessenen Klosterkirche und einem
weltbekannten mittelalterlichen Dom-
schatz einen glanzvollen Schlusspunkt.
DER HARZER
KLOSTER-
WANDERWEG
Foto: IMG Sachsen-Anhalt
10
06/2024
TITEL
Den Zusammenhang zwischen Woh-
nen und Leben muss man nieman-
dem erklären. Er ist spätestens dann
ofensichtlich, wenn man eine neue
Wohnung sucht, weil es familiäre oder
berufiche Veränderungen gibt. Je
nachdem, ob der Umzug in eine Groß-
stadt oder auf das fache Land geht
– die Bedingungen zu Angebot und
Mietpreis sind extrem unterschiedlich.
Jens Zillmann, Verbandsdirektor der
Wohnungswirtschaf Sachsen-Anhalt,
kennt wie nur wenige den Wohnungs-
markt in Sachsen-Anhalt in all seinen
Facetten. aspekt sprach mit ihm.
: Bundesweit spricht man von ei-
ner katastrophalen Lage des Wohnungs-
marktes, weil zu wenig gebaut wurde.
Gilt das auch für Sachsen-Anhalt?
Jens Zillmann: Nein. Voranstellen
muss man aber, dass unsere Kernauf-
gabe, und da spreche ich für die orga-
nisierte, sozialorientierte Wohnungs-
wirtschaf, darin besteht, die Bestände
zukunfsfähig zu machen und punktu-
ell auch zu erweitern. Immerhin haben
wir in einigen Gegenden, insbesonde-
re auf dem fachen Land, nach wie vor
einen erheblichen Leerstand. In den
Großstädten ist die Lage deutlich besser,
aber Probleme gibt es auch hier genug.
Man kann also nicht pauschal urteilen,
sondern muss sehr genau diferenzieren.
: Stichwort Bestände. Von wel-
chem Umfang sprechen wir da, bezogen
auf die Mitgliedsunternehmen, denn es
gibt ja auch noch private Vermieter und
Gesellschafen?
Jens Zillmann: Zum Verband der
Wohnungsgesellschafen, den ich vertre-
te, gehören 78 Wohnungsunternehmen.
Der Verband der Wohnungsgenossen-
schafen umfasst mit Stand 2022 exakt
108. Zusammen stehen wir für mehr als
330 000 Wohnungen und annähernd
650 000 Mieter. Allein an diesen Zahlen
sieht man, dass die Unternehmen unse-
rer Verbände eine enorme Verantwor-
tung für die Lebensbedingungen von
sehr vielen Menschen besitzen. Dazu
gehört, dass wir in Sachsen-Anhalt
(Stand 2023) in unseren Wohnungen
eine Durchschnittsmiete von 5,26 Euro
je Quadratmeter haben, also für jeden
Geldbeutel ein Angebot besteht.
: So ein Durchschnitt hebt natür-
lich jede Diferenzierung auf. Aber trotz-
dem: Wenn es ums Geld geht, die Bestän-
de erhalten und erweitert werden sollen,
dann muss man auch genau rechnen…
Jens Zillmann: Wohl wahr. Ofen-
bar nimmt manch einer an, dass Woh-
nungsunternehmen per se im Überfuss
leben. Dem ist aber nicht so. Viele un-
serer Mitgliedsunternehmen überlegen
sehr genau, wie sie agieren müssen, um
überhaupt die Kosten zu erwirtschafen.
Und bei allen politischen Wünschen
gilt natürlich immer das Gebot der
Wirtschaflichkeit! Unsere Mieter sind
zudem mit extrem gestiegenen Ener-
giekosten konfrontiert, was die Umla-
gefähigkeit für Investitionen weiter ein-
schränkt.
: Trägt angesichts der Bedeutung
der Wohnungswirtschaf nicht auch die
Politik Verantwortung im Sinne der Da-
seinsvorsorge?
Jens Zillmann: Natürlich, das tut sie
auch. Allerdings nicht in ausreichen-
dem Maße. Die Fördermittelpolitik von
Bund und Land im Wohnungswirt-
schafsbereich – das betrif den Erhalt,
die Modernisierung, Barrierefreiheit
und vieles andere mehr – ist bei weitem
nicht mit den Mitteln ausgestattet, die
für die Erfüllung der Aufgaben nötig
wäre.
: Das heißt konkret?
Jens Zillmann: Schaut man in den
Kernhaushalt des Bundes, dann stehen
da einsame vier Milliarden Euro für
Wohnungspolitik in Gesamtdeutsch-
land zur Verfügung. Zum Vergleich: der
Kernhaushalt des Bundes liegt bei 476
Milliarden Euro. Bei einem Haushalt
des Landes Sachsen-Anhalt von knapp
15 Milliarden Euro bleiben für die Woh-
nungsbauförderung in unserem Bun-
desland noch gerade mal sieben Milli-
onen Euro übrig. Ein Tropfen auf den
heißen Stein.
: Welche Rolle spielt der Leer-
stand an Wohnungen in Sachsen-Anhalt,
auch mit Blick auf die Demografe der
Zukunf?
Jens Zillmann: Das ist gleich ein gan-
zes Paket von Problemen. Wir gehen
allein im ländlichen Raum von einem
Leerstand von etwa 30 000 Wohnungen
aus. Leerstand bedeutet immer Liqui-
ditätsverzehr, da trotz fehlender Miet-
einnahmen die Kosten für den Erhalt
der Gebäude ebenso wie die laufenden
Kosten für Versicherung, Pfege der Au-
ßenanlagen, Winterdienst und anderes
zu leisten sind. Wir müssen auch dring-
lich die Alterung und Schrumpfung der
Bevölkerung in Sachsen-Anhalt einbe-
ziehen. Nach vorläufgen Ergebnissen
kamen in Sachsen-Anhalt 2023 rund
13 550 Kinder lebend zur Welt. Wie das
Statistische Landesamt mitteilt, waren
das 960 Kinder weniger als im Vorjahr.
Damit hielt der Geburtenrückgang in
Sachsen-Anhalt seit 2017 an. Dagegen
Wohnungsunternehmen stehen vor
gewaltigen Herausforderungen
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48